Gas und Strom sind viel teurer geworden. Wie gehen Mieterinnen und Hausbesitzer damit um? Hier sprechen sie über Nachzahlungen, Sparmaßnahmen und die ungewisse Zukunft.
2. September 2022, 14:09 Uhr
Waschlappen statt Vollbad: Wegen der Energiekrise wollen viele Leserinnen und Leser ihren Warmwasserverbrauch einschränken. © Frank Lothar Lange/plainpictureDie Wohnung von Manuela Hoffmann war mal eine Sozialwohnung, heute sei sie vor allem schlecht isoliert und teuer, sagt die 61-Jährige. Sie lebt mit ihrem Mann im Hamburger Stadtteil Jenfeld auf 65 Quadratmetern zur Miete in einem Haus aus den frühen Sechzigerjahren. Renovierungsmaßnahmen seien nicht geplant, auch von den bisherigen Entlastungspaketen ist bei den beiden Rentnern kaum etwas angekommen. "Alle Erhöhungen bleiben bei uns hängen", sagt Hoffmann. Ihre Renten reichen trotz jeweils einem Minijob nicht mehr aus, um Wohnen und Heizen zu bezahlen. Jetzt suchen sie eine neue Wohnung. Egal wo in Deutschland, Hauptsache die Heizung stimmt – möglichst mit Pelletofen oder Wärmepumpe.
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Wir haben unsere Leserinnen und Leser gefragt, welche Mehrkosten bei ihnen durch die steigenden Preise für Gas, Strom und viele andere Energieträger entstehen und wie sich ihr Leben dadurch verändert. In den rund 400 Antworten geht es um Nachzahlungen, die mal mehrere Tausend, mal nur 50 Euro betragen, und um die Ungewissheit, was da noch kommen könnte. Viele berichten davon, wie sie sich und ihre Wohnungen und Häuser im Alltag anpassen, um an Warmwasser, Heizung oder Strom zu sparen.
Hier erzählen elf Leserinnen und Leser, wie die Energiepreise ihren Alltag und ihre Zukunftspläne verändern. Bei der Auswahl haben wir darauf geachtet, möglichst vielfältige Erfahrungen abzubilden. Klicken Sie auf das kurze Statement, um die Geschichte dahinter zu lesen.
"Ich weiß nicht, wie wir die Kosten noch auffangen sollen."
Obwohl wir nur noch jeden dritten Tag duschen, kalt abwaschen und im Winter nur noch auf 19 Grad heizen, können wir uns unsere 65-Quadratmeter-Wohnung in Hamburg-Jenfeld nicht mehr leisten. Schuld daran sind die gestiegenen Energiepreise. Für das letzte Jahr müssen wir 440 Euro nachzahlen, obwohl unser Verbrauch nur leicht gestiegen ist – im Jahr davor hatten wir noch fast 400 Euro zurückbekommen. Durch die immer weiter steigenden Kosten habe ich das Gefühl, dass uns nach und nach die Luft abgedrückt wird.
Ich habe die kommunale Wohnungsgesellschaft, die die Wohnung vermietet, gefragt, was sie zur energetischen Sanierung dieser Häuser aus den Sechzigerjahren unternehmen will. Die Antwort war: nichts. Wir bleiben also mit dem Problem allein. Mein Mann, der 66 ist, muss als Hausmeister arbeiten, weil das Geld sonst nicht reicht. Jetzt habe ich auch einen Minijob als Haushaltshilfe.
Ich versuche als ehemalige Kauffrau, immer alles im Blick zu behalten, aber ich weiß nicht mehr, wie wir die zusätzlichen Kosten noch auffangen sollen. Deshalb haben wir jetzt beschlossen, dass wir Hamburg verlassen und uns bundesweit nach einer neuen Wohnung umschauen werden. Im Internet haben wir eine bezahlbare Wohnung im Bayerischen Wald gesehen, die eine Pelletheizung hat. Da hätten wir das Gefühl, besser kalkulieren zu können, was auf uns zukommt.
"Wir können als Mieter praktisch nichts machen."
Zusammen mit meinem Mann lebe ich in einer 52-Quadratmeter-Wohnung aus den Fünfzigerjahren in Mainz. Die Wohnung liegt unter dem Dach, ist schlecht isoliert und auch die Fenster sind alt. Dementsprechend hoch ist unser Energieverbrauch beim Heizen. Dazu kommt, dass ich sehr schnell friere, wenn das Thermostat auf 21 Grad gestellt ist, sitze ich trotzdem mit Thermoleggins, Hoodie und Heizdecke auf dem Sofa.
Im letzten Jahr haben wir für Gas noch einen Abschlag von 60 Euro gehabt, mittlerweile sind wir bei 177 Euro pro Monat. Wenn ich dem Gaspreisrechner von ZEIT ONLINE glaube, dann können es sogar bis zu 280 Euro werden. Das können wir irgendwie stemmen – aber es geht durch die steigenden Kosten auch Lebensqualität verloren.
Mich stört, dass wir als Mieter kaum etwas an unserer Situation ändern können. Es müsste viel größere Anreize für Vermieter geben, damit sie Wohnungen energieeffizient sanieren. Jetzt gerade ist es ja so, dass ein Vermieter praktisch keinen Mehrwert hat, wenn eine Wohnung besonders gut gedämmt ist. Das führt dazu, dass Menschen wie wir mehr Energie verbrauchen, als eigentlich nötig wäre.
"Energie ist nicht mehr quasi umsonst verfügbar."
Ich arbeite bei einem kommunalen Energieversorger und bekomme mit, wie die Menschen mehr und mehr in finanzielle Probleme kommen. Nicht nur diejenigen, die von Sozialleistungen leben, sondern Menschen in schlechter bezahlten Jobs, Rentner oder solche, die sich zum Beispiel ein Haus gekauft und dabei sehr knapp kalkuliert haben.
Ich glaube, wir müssen unser Bewusstsein dauerhaft ändern: Energie ist nicht mehr quasi umsonst verfügbar und wird es auch in Zukunft nicht mehr sein. Um das auch meinen Kindern zu zeigen, haben wir schon einige Sparmaßnahmen ergriffen: Es wird nicht mehr gebadet, in der Dusche haben wir einen sparsameren Duschkopf installiert, beim Einseifen stellen wir das Wasser ab und abends schalten wir elektrische Geräte wie den Internetrouter einfach aus. Außerdem nehme ich für den Weg zur Arbeit jetzt regelmäßig das Rad, früher bin ich oft mit dem Auto gefahren.
Unsere Wohnung liegt zwischen zwei anderen Wohnungen. Selbst wenn wir im Winter gar nicht heizen, würde es hier nicht komplett auskühlen. Statt die Heizung aufzudrehen, lassen wir die Jalousien herunter und setzen uns mit einer Decke aufs Sofa. Ich werde mich als Alleinverdienerin mit zwei Kindern vermutlich auch etwas einschränken müssen, aber das ist Stöhnen auf hohem Niveau.
"Wenn es 2.000 Euro für die Demokratie wären, hätte ich kein Problem damit."
Als wir vor zwei Jahren in Berlin eine neue Wohnung für unsere fünfköpfige Familie gesucht haben, haben wir nicht so genau darauf geachtet, was für eine Heizung in der Wohnung ist und wie die Wohnung isoliert ist. Die Energiesituation war da ja eine ganz andere.
Im letzten Winter haben wir schon gemerkt, dass es durch die Altbaufenster zieht, und auch aus dem Keller kam viel Kälte hoch. Als die Energiepreise Anfang des Jahres so gestiegen sind, habe ich mir genauer angeschaut, wo wir viel Gas verbrauchen. Dabei kam heraus, dass ein Großteil der 25.000 Kilowattstunden, die wir jährlich verbrauchen, für die Heizung draufgehen, das warme Wasser fällt praktisch nicht ins Gewicht.
Als ersten Schritt haben wir die Rollladenkästen gedämmt und auch an den Fensterrändern Isolierungen angebracht. Der Vermieter hat uns sogar die Materialkosten erstattet. Natürlich machen wir uns auch Gedanken, wie wir im Winter effektiver heizen können, ob wir einen Vorhang vor die Haustür hängen oder isolierende Gardinen für unsere hohen Fenster anschaffen. Aber muss ich beispielsweise meinen Kindern sagen, dass baden nicht mehr drin ist? Und ist es mir das wert, mit meiner pubertierenden Tochter darüber zu streiten, wie lange sie duscht?
Wenn es darum ginge, dass wir diese Mehrkosten zahlen, um uns nicht von einem Diktator abhängig zu machen – wenn die 2.000 Euro extra bei der Gasrechnung eine Investition in die Demokratie wären –, hätte ich kein Problem damit. Dann würde man halt mal ein Jahr nicht in den Urlaub fahren. Aber die Perspektive, dass es nicht zwei Jahre dauert, sondern zehn oder noch mehr, die verunsichert mich, weil sie viele Lebensentwürfe infrage stellt.
"Wir haben ein altes Haus gekauft, das fällt uns jetzt auf die Füße."
Wir haben 2020 ein altes Bauernhaus gekauft. Wir wollen nachhaltig sein, nichts Neues bauen und langfristig mit mehreren Generationen hier leben. Das fällt uns jetzt – zwei Jahre später – auf die Füße. Das Haus hat alte Fenster, ist schlecht isoliert und die Gastherme ist auch schon 30 Jahre alt. Dadurch haben wir locker einen doppelt so hohen Energieverbrauch wie andere Dreipersonenhaushalte.
Unser Gasversorger hat bereits im Juli den Preis pro Kilowattstunde von 5 Cent auf 16 Cent erhöht. Zusammen mit der Gasumlage wären das bei gleichem Verbrauch Mehrkosten von rund 4.000 Euro pro Jahr. Natürlich versuchen wir jetzt, unseren Gasverbrauch zu reduzieren. Wir haben einen Holzofen, den wir zum Heizen nutzen, und warmes Wasser gibt es nur morgens und abends, im Winter werden wir wohl auch Räume deutlich weniger heizen.
Ich arbeite selbst bei einem Energieversorger und weiß, dass die aktuellen Preise noch nicht das Ende der Fahnenstange sind. Es reicht ein Blick auf die Großhandelspreise, um das zu sehen. Ich denke, dass dieser und der kommende Winter hart werden. Ich glaube, dass die Regierung viele richtige Schritte unternimmt. Auch die Gasumlage ist aus Branchensicht notwendig. Ansonsten würde eine Pleite nach der anderen drohen. Wo wir aber definitiv schneller werden müssen, ist der Ausbau der erneuerbaren Energie, damit wir möglichst schnell nicht mehr auf Gas, LNG und Co. angewiesen sind.
"Ich komme mit einem Vollzeitjob nicht über die Runden."
Die steigenden Energiekosten belasten mich sehr. Ich habe schlaflose Nächte deswegen und bin oft schlecht gelaunt. Natürlich versuche ich zu sparen, wir haben Energiesparlampen und eine moderne Waschmaschine und ich koche für mehrere Tage vor. Aber ich wohne mit drei Kindern in einer schlecht isolierten 4,5-Zimmer-Wohnung in einem alten Bauernhaus.
Ich habe meinen Abschlag auf Strom und Gas deutlich um rund 150 Euro erhöht, aber ich weiß, dass das wohl nicht reichen wird. Mit meinen 1.800 Euro netto, die ich im Monat habe, kann ich aber einfach nicht mehr bezahlen. Schon jetzt müssen wir uns bei vielen Dingen einschränken: Ins Kino gehen ist nicht mehr drin, ein Schwimmbadbesuch für fünf Personen wird auch immer teurer und beim Einkaufen verzichte ich auf einiges, was ich mir früher gegönnt habe.
Was mich belastet, ist, dass ich mit einem Vollzeitjob nicht über die Runden komme. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Politik die Situation von Menschen wie mir im Blick hat. Es heißt so oft, dass Familien entlastet werden sollen – davon ist bei uns noch nichts angekommen. Als die Situation sich verschlechterte, habe ich aus Trotz gesagt, dass ich den Job hinschmeißen, Hartz IV beantragen und meine Gasrechnung vom Amt bezahlen lassen könne. Mittlerweile denke ich ernsthafter darüber nach, weil ich einfach nicht weiß, wie ich meine Familie ernähren soll. Aber natürlich wäre das nur ein letzter Ausweg.
"Die Einschränkungen müssen Leute wie uns treffen."
Ich bin skeptisch, wenn es darum geht, die Abschläge beim Energieversorger freiwillig zu erhöhen. Was ist denn, wenn der Energieversorger pleitegeht? Ich fürchte, dass dann das Geld einfach weg ist. Deshalb legen wir das Geld lieber selbst zur Seite.
Wir leben zu zweit in einer größeren Mietwohnung in einem unsanierten Altbau. Wir haben eine Ölheizung, da sind die Abschläge bisher "nur" um 130 Prozent gestiegen. Ich gehe aber eher von einer Verdreifachung aus, weshalb wir unseren Energieverbrauch noch weiter einschränken werden: Vollbäder sind gestrichen, die Dusche läuft maximal drei Minuten und im Winter werden wir vermutlich – mit Ausnahme des Bads – ganz auf das Heizen verzichten. Auch im vergangenen Jahr habe ich kaum geheizt. Daran kann man sich gewöhnen.
Wir als Doppelverdienerhaushalt müssen uns einschränken und das ist ja auch richtig, wenn der Gasmangel da ist. Die Einschränkungen müssen sein und sie müssen Leute wie uns treffen. Es wäre falsch, die Preise künstlich zu subventionieren. Trotzdem sehe ich, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet ist, wenn Menschen mit weniger Geld nicht entsprechend unterstützt werden.
"Ich dusche seltener und koche oft aus einem Topf."
Wegen der hohen Gaspreise achte ich bewusster darauf, wo ich Licht anlasse, ich dusche seltener und koche oft nur aus einem Topf. Doch wenn ich meine Lage mit der meiner Nachbarinnen vergleiche, ist das Jammern auf hohem Niveau. Eine ist 75 Jahre alt und hat mir schon gesagt, dass sie im Winter nur noch das Wohnzimmer auf 19 Grad heizen will, sonst gar nicht. Die andere würde gerne wegziehen, findet aber keine andere bezahlbare Wohnung. Ich fürchte, dass viele Rentner im Kalten sitzen werden, weil sie sich nicht trauen zu heizen. Man hat die Rentner mit geringen Renten bislang einfach vergessen!
Ich habe 2.000 Euro Rente im Monat, damit geht es mir besser als vielen anderen. Doch die Rentenerhöhung, die ich am 1. Juli bekommen habe, war schon durch die gestiegenen Lebensmittelpreise aufgebraucht. Ich habe meinen monatlichen Gasabschlag von 60 auf 180 Euro erhöht, weil ich keine böse Überraschung erleben möchte. Weniger heizen geht für mich nicht. Zum einen heize ich sowieso schon sparsam, zum anderen friert man in meinem Alter auch deutlich schneller.
Ich habe keine Angst vor der Zukunft, aber Respekt habe ich schon vor dieser neuen Situation. Ich glaube, wir müssen uns auf Dauer darauf einstellen, dass Energie deutlich teurer wird. Für mich als Rentnerin bedeutet das, dass ich meinen Lebensstandard weiter einschränken muss, dann werde ich bei Dingen wie Urlaub, Theater oder essen gehen sparen müssen.
"Mein Energieverbrauch war mir wurst, weil ich es mir leisten konnte."
Ich habe nie auf meinen Energieverbrauch geachtet. Es war mir wurst, weil ich es mir leisten konnte. Ich verdiene auch nach wie vor sehr gut, trotzdem habe ich vor ein paar Monaten mein Leben umgestellt und lebe jetzt energiebewusst. Zum Beispiel habe ich nur noch zwischen 7 und 10 Uhr morgens warmes Wasser, danach schaltet sich die Heizung ab. Licht nutze ich nur noch in einem Zimmer, in den anderen Zimmern gibt es kleine LEDs mit Bewegungsmeldern, die direkt in der Steckdose sitzen. Den Effekt merke ich schon jetzt: Meinen Stromverbrauch konnte ich in den letzten Monaten halbieren, auch der Gasverbrauch ist um ein Drittel gesunken.
Ich lebe auf einem 300 Jahre alten Bauernhof. Bei meinem bisherigen Verbrauch hätte ich bei den aktuellen Preisen rund 1.000 Euro im Monat für Energie bezahlen müssen, vorher waren es unter 200. Ich stelle mich darauf ein, dass ich bei diesem sparsamen Verbrauch bleiben werde. In knapp vier Jahren werde ich in Rente gehen, bis dahin muss ich dieses Haus abbezahlt haben – pro Jahr sind das 50.000 Euro. Da fallen 800 Euro mehr oder weniger im Monat ins Gewicht, selbst wenn man ein gutes Gehalt hat. Und außerdem muss ich ja, wenn ich in Rente bin, mit deutlich weniger Geld zurechtkommen.
"Ich muss feststellen, dass ich über meine Verhältnisse lebe."
Jahrelang habe ich mit meiner Lebensgefährtin in einem Haus mit Garten im Einzugsbereich von Hamburg gelebt. Die Miete war nie günstig, aber wir haben selbst Gemüse angebaut und auch sonst sehr bescheiden gelebt. Dann musste meine Lebensgefährtin in ein Seniorenstift nach Hamburg ziehen. Ich wollte gerne bleiben, vor allem wegen des Gartens. Ich hätte mich noch mehr einschränken müssen, aber es wäre gegangen, wenn die Energiekosten nicht so dramatisch gestiegen wären.
Wir hatten mal 70 Euro Heizkosten im Monat, im vergangenen Jahr musste ich schon 500 Euro nachzahlen, mittlerweile liegt der Abschlag bei 150 Euro und er wird wohl noch deutlich teurer. Meine Rente von knapp über 1.000 Euro würde dann allein für Miete und Nebenkosten draufgehen. Ich habe mich nie arm gefühlt, obwohl ich objektiv gesehen nie viel Geld hatte, aber mein Spielraum wird immer kleiner. Ich hatte mir eine kleine Reserve zurückgelegt, die sollte mal für meine Beerdigung sein, aber aktuell verbrauche ich jeden Monat etwas davon.
So sehr mir der Garten am Herzen liegt, muss ich feststellen, dass ich über meine Verhältnisse lebe. Deshalb bin ich auf der Suche nach einer günstigeren Wohnung. Ich habe mir einen Wohnberechtigungsschein für Hamburg besorgt und bin bereits mit einer Stiftung für geförderte Seniorenwohnungen in Kontakt. Aber die Zeit drängt, eigentlich müsste ich jetzt kündigen, damit ich aus dem Haus bin, bevor die Heizperiode beginnt.
"Wir werden häufiger den Holzofen anfeuern."
Wir werden in diesem Winter wohl noch häufiger unseren Holzofen zum Heizen nutzen. Zudem haben wir viele Sanierungen geplant, die unseren Energieverbrauch weiter senken können. Noch in diesem Jahr wird unser Dach neu isoliert und wir haben bereits eine Solartherme auf dem Dach, durch die wir etwa sechs Monate im Jahr warmes Wasser erzeugen können. Eigentlich wollten wir auch eine Fotovoltaikanlage installieren und dafür einen KfW-Kredit aufnehmen, aber keine Bank, mit der ich gesprochen habe, war bereit, das zu machen. Die meinten alle, der Aufwand sei zu groß. In der aktuellen Situation will ich aber auch keinen neuen Kredit mehr aufnehmen.
Eine praktische Folge der Energiepreise könnte für mich sein, dass ich wieder weniger im Homeoffice arbeite. Mein Arbeitgeber war da in den letzten Jahren sehr flexibel, aber wenn ich zu Hause bin, verbrauche ich mehr Wasser, Strom und Heizung. In der aktuellen Situation wird die Rückkehr ins Büro attraktiver.
Torben, ein Gutverdiener aus dem Rheingau-Taunuskreis, erzählt stolz, dass er seinen Gasverbrauch in den vergangenen Monaten um ein Drittel und den Stromverbrauch um mehr als die Hälfte eingeschränkt habe. "Ich habe vorher aber auch nie auf Energie geachtet", gibt der 60-Jährige freimütig zu. Die Energiekosten für sein renoviertes Bauernhaus lagen bei unter 200 Euro, bei gleichem Verbrauch müsste er derzeit mit etwa 1.000 Euro rechnen – zu viel, wenn man gleichzeitig einen Hauskredit abzahlen muss. Zumal, und damit rechnen viele der Leserinnen und Leser, die Energiepreise nicht so schnell wieder sinken werden.
"Ich bekomme mit, wie die Menschen mehr und mehr in finanzielle Probleme kommen", erzählt Gaby, die für einen Energieversorger in Ostwestfalen arbeitet. Es seien nicht nur Rentnerinnen und Rentner, die die Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können, auch Geringverdiener und Menschen, die etwa bei einem Hauskauf zu knapp kalkuliert haben. Auch die 53-Jährige wird ihren Energieverbrauch einschränken. Es sei "nicht sinnvoll", wenn der Staat dauerhaft für niedrigere Energiepreise sorgen würde. Stattdessen müsse – auch mit Blick auf die Klimakrise – ein Bewusstsein dafür entstehen, dass Energie einen Preis habe.
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