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Gernot Wagner: "Atomkraft ist Teil der Lösung"

Gernot Wagner: "Atomkraft ist Teil der Lösung"

Deutschland muss man für seine Energiewende großen Dank aussprechen, sagt der Klimaökonom Gernot Wagner. Der Rest der Welt sollte trotzdem an der Atomkraft festhalten.

16. Januar 2022, 14:26 Uhr

Artikelzusammenfassung

Der österreichisch-amerikanische Klimaökonom Gernot Wagner betont in einem Interview mit ZEIT ONLINE, dass es ein Fehler sei, im Kampf gegen den Klimawandel komplett auf Atomkraft zu verzichten. Obwohl Deutschland und Österreich den Atomausstieg bereits beschlossen haben, sieht Wagner Atomkraft als Teil der Lösung. Er argumentiert, dass es technische Lösungen für die Lagerung von Atommüll gibt und dass neue Reaktoren die Energieform mittelfristig günstiger machen könnten. Trotz der Risiken betont er die Vorteile von Atomkraft, insbesondere in Ländern wie China und Indien.

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Blick auf die Baustelle des britischen Kernkraftwerks Hinkley Point © Luke MacGregor/​Bloomberg/​Getty Images Inhalt Auf einer Seite lesen Inhalt
  1. Seite 1"Atomkraft ist Teil der Lösung"

  2. Seite 2"Fukushima war eine Erfolgsgeschichte"

Gernot Wagner ist ein österreichisch-amerikanischer Klimaökonom und Autor. Seit 2019 unterrichtet und forscht er an der New York University, davor an der Harvard University. Für das Interview via Zoom ist er von seinem Rad abgestiegen und läuft durch die Straßen New Yorks.

ZEIT ONLINE: Herr Wagner, in einem großen Essay haben Sie vor wenigen Tagen geschrieben, dass es ein Fehler sei, im Kampf gegen den Klimawandel komplett auf Atomkraft zu verzichten. Wie waren die Reaktionen aus Deutschland und Österreich?

Gernot Wagner: Ich habe mit Vertretern von Grün bis Schwarz aus beiden Ländern gesprochen. Aber dort ist der Atomausstieg längst entschieden. Eine Rückkehr ist ausgeschlossen. Darüber herrscht auch parteiübergreifend weitgehend Konsens. Aber gilt das auch für den ganzen Rest der Welt? Ich glaube, dass Atomkraft an anderen Orten Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel ist.

ZEIT ONLINE: Es sind hauptsächlich drei Dinge, die gegen Atomenergie sprechen. Diskutieren wir sie einmal durch. Erstens: Atomkraft produziert jahrhundertelang gefährlich strahlenden Müll, von dem wir nicht wissen, wo und wie wir ihn lagern sollen.

Wagner: Dem würde ich teilweise widersprechen. Für das Technische, also das Wie, gibt es Lösungen, die gibt es schon lange. Vereinfacht gesagt, wenn man den Restmüll in genug Beton und Stahl einwickelt und tief genug im Felsgestein lagert, geht von ihm keine Gefahr mehr aus. Was wir gerade mit ihm machen, ist dagegen das Dümmste überhaupt: Wir lagern ihn teils direkt neben den Atomkraftwerken.

ZEIT ONLINE: In Deutschland wird seit Jahrzehnten nach einem vernünftigen Standort für ein Endlager gesucht – ohne Erfolg.

© ZEIT ONLINE

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Wagner: Da sind wir beim Wo und bei der lieben Politik. Nehmen Sie die USA: Dort gibt es mit dem Yucca Mountain im Bundesstaat Nevada einen guten Ort für ein Endlager. Insgesamt sind bereits 15 Milliarden Dollar in das Projekt geflossen. Allerdings kam der eben verstorbene langjährige Führer der Senatsmehrheit der Demokraten auch aus Nevada. Das Resultat? Es gibt drei Jahrzehnte nach Beginn der Planung immer noch kein Endlager.

Wie viele Menschen sterben jetzt schon jedes Jahr durch den Klimawandel? Wie viele durch diesen Atommüll?
Gernot Wagner

ZEIT ONLINE: Niemand möchte Atommüll in seiner Nachbarschaft. Ist das so unverständlich?

Wagner: Nein, das ist nur allzu menschlich. Dabei wissen viele Menschen aber gar nicht, um wie viel Atommüll es überhaupt geht. In den USA sind es beispielsweise 85.000 Tonnen. Das klingt nach viel, entspricht aber einem vollen Fußballfeld, zehn Meter hoch. Vergleichen Sie das mit den Dutzenden Milliarden Tonnen von Kohlendioxid, die erzeugt worden wären, wenn der Strom aus fossilen Brennstoffen gekommen wäre.

ZEIT ONLINE: Es handelt sich aber um ein über Jahrhunderte strahlendes und sehr gefährliches Fußballfeld …

Wagner: Für dessen Lagerung es gute technische Lösungen gibt. Wie viele Menschen sterben jetzt schon jedes Jahr durch den Klimawandel? Wie viele durch diesen Atommüll?

ZEIT ONLINE: Das zweite Argument gegen Atomkraft lautet: Sie ist in Wahrheit nicht billig, sondern sehr teuer. Die Meiler, die gerade in Finnland, Frankreich und Großbritannien gebaut werden, kosten ein Vielfaches mehr als ursprünglich geplant.

Wagner: Atomkraft ist momentan noch teuer, das stimmt. Der Grund ist simpel: Wir wollen, dass die Kraftwerke so sicher wie irgend möglich sind. Aber was spricht dagegen, in die Forschung und Entwicklung zu investieren, um die Energieform mittelfristig günstiger zu machen? Vor zehn Jahren war die Solarenergie zehnmal so teuer wie heute. Es wurde glücklicherweise viel investiert und geforscht, um sie effizienter und damit billiger zu machen.

ZEIT ONLINE: Die EU streitet derzeit darüber, Atom und Gas als nachhaltige Energieformen einzustufen – auch, um so Investorengelder einzuwerben. Das wäre also ganz in Ihrem Sinne?

Wagner: Teils, ja. Natürlich geht es insgesamt darum die Wende auf eine hauptsächlich erneuerbare Zukunft zu schaffen, und nein, da zähle ich weder Gas noch Atomstrom dazu – die EU-Kommission übrigens auch nicht.

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ZEIT ONLINE: Frankreich, Großbritannien, aber auch Bill Gates fördern gerade die Entwicklung einer neuen Generation von Reaktoren. Die werden aber frühestens in etlichen Jahren verfügbar sein. Um den Klimawandel zu bekämpfen, brauchen wir schnellere Lösungen.

Wagner: Das stimmt. Natürlich sollen wir alle ein Vielfaches mehr in Wind und Solar investieren als in Atomkraft. Niemand wird seriös behaupten, dass Atomkraft die notwendigen Investitionen in erneuerbare Energien ersetzen kann. Dass die heutigen Reaktoren so teuer sind, liegt auch daran, dass jeder Reaktor quasi ein Einzelstück ist. Was würde ein Mercedes kosten, wenn er von einem Mechanikerteam bei Ihnen in der Garage zusammengebaut würde – und nicht am Fließband? Genau darum etwa geht es bei den sogenannten "modularen" Reaktoren. Das oft erwähnte Ziel: kleine, extrem sichere Reaktoren, die quasi in Massenfertigung produziert werden können. 

ZEIT ONLINE: Warum sollte ich einen Energieträger, der kostenmäßig weit abgeschlagen ist, mit viel Steuergeld wieder günstiger machen, wenn ich stattdessen genügend saubere Alternativen habe?

Wagner: Weil Atomstrom tatsächlich auch Vorteile hat. Etwa sorgen Atomkraftwerke vielerorts für die nötige Grundlast, also die Strommenge, die permanent gebraucht wird. Das verleiht somit dem Netz die nötige Stabilität und macht dies mitunter insgesamt viel billiger als es ein Netz mit 100 Prozent Wind- und Solarenergie.


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