Die ersten Geiseln sind heimgekehrt nach Israel. Im Süden des Landes, wo der Terror begann, werden sie mit Freudentränen und wehenden Fahnen empfangen.
13. Oktober 2025, 10:03 Uhr
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Menschen im Süden von Israel warten auf die Heimkehr der Geiseln. © Leo Correa/AP/dpaDie Ersten sind gekommen, lange bevor die Sonne aufgeht. Es ist stockdunkel, eng stehen sie zusammen, umarmen sich. Drüben die Lichter der Militärbasis Re’im, dorthin sollen gegen acht Uhr am Morgen die Geiseln gebracht werden. Hier, am Rand der Landstraße: Frauen und Männer aus der Gegend, jenen Dörfern rund um Gaza, aus denen die Menschen am 7. Oktober vor zwei Jahren entführt wurden. Ein Mann steht etwas abseits.
Der Weg durch die Nacht hierher: Es ist dieselbe Straße, entlang der vor zwei Jahren die ausgebrannten Autos standen. Kleidungsstücke lagen da, Blut am Boden, die Leichname von Hamas-Kämpfern noch eine Woche lang. Panzer rollten Richtung Gaza, der Boden zitterte vom Bombardement. Jetzt ist alles ganz ruhig, das erste Mal richtig ruhig in zwei Jahren. Die Straße ist frisch asphaltiert.
Israelische GeiselnDie Sonne ist aufgegangen, mehr Menschen kommen an, die kleine Menge jubelt, wenn sie Angehörige der freikommenden Geiseln vorbeifahren sieht. Die sollen ihre Lieben auf der Militärbasis in die Arme schließen können. Dann sollen die freien Geiseln mit Helikoptern in Krankenhäuser im Landesinnern gebracht werden. Vielleicht werden sie von oben all diejenigen sehen, die gekommen sind, um sie willkommen zu heißen, vielleicht nicht – es ist nicht wichtig hier. Hauptsache sie kommen heim.
Viele tragen das gleiche bedruckte schwarze T-Shirt: "Eshkol ist nicht ganz, bis alle wieder da sind", steht vorne drauf. Eshkol, so heißt diese Gegend, von hier stammen die meisten Geiseln. Hinten steht: "Wir geben keine Ruhe, bis sie zurück sind." Zwei Jahre lang haben sie wöchentlich protestiert, im ganzen Land haben sie die Bilder der Geiseln aufgehängt, haben von den Geiseln gesprochen, haben geschrien. "Es ist unglaublich, dass das nötig war", sagt die Frau, die die T-Shirts verteilt. "Wir haben gekämpft, damit die Geiseln nicht geopfert werden." Die Ultrarechten in der Regierung hätten es lieber gesehen, den Krieg ohne Rücksicht auf die Geiseln in Gaza zu führen, keinen Deal zu schließen mit dem Gegner. "Endlich ist es doch passiert!", sagt Michal Uziyahu, die Landrätin, die gerade vorbeiläuft.
Dankbarkeit für Donald TrumpDer Mann etwas abseits heißt Yonatan Kanah, lebt im nächstgelegenen Kibbutz. Hat seit Tagen nicht geschlafen, sagt er – die Anspannung, die Vorfreude und Angst. Kanah ist 46 Jahre alt, am frühen Morgen des 7. Oktober war er hier, entlang derselben Straße, früh aufgestanden zum Fahrradfahren mit einem guten Freund. Die Sirenen heulten: Raketen. Sie suchten Schutz an einer Bushaltestelle, die hier im Süden befestigt sind wie kleine Bunker. Terroristen schossen im Vorbeifahren auf sie, Kanah wurde leicht verletzt. Er erzählt es unwillkürlich, das Morgengrauen, der Straßengraben bringen die Erinnerungen zurück.
8.30 Uhr – die Meldung: Die Freilassung hat begonnen! Sie schwenken israelische Flaggen. Noch ist nichts zu sehen.
© Lea DohleNewsletter
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Er musste herkommen, genau jetzt, genau hierher, sagt Kanah. "Vielleicht, um etwas zu einem Ende zu bringen." Der 7. Oktober, er wirkt fort in ihm seit zwei Jahren. In den ersten Monaten nach dem Überfall leistete er Reservedienst in seinem eigenen Dorf, stand Wache. Er ist nie weggezogen. Und versucht, sagt er, manchmal auch wieder ohne eine Waffe aus dem Haus zu gehen. "Es ist schwer", sagt er. "Es ist so schwer, sich wieder sicher zu fühlen." Die Regierung und die Armee, die so bitterlich versagt hätten, es zum 7. Oktober kommen ließen, sagt Kanah, die seien ja noch dieselben. "Sie haben uns im Stich gelassen. Sie sollten gehen. Alle."
Dafür sei er US-Präsident Trump sehr dankbar: Dass der ihren Premier hier, Benjamin Netanjahu, endlich zu einem Abkommen gezwungen habe. Denn die Härte allein, mit der diese Regierung sich brüste, die bringe doch keine Sicherheit. "Wie manche das Mitgefühl für die Geiseln ausschalten wollten, um ihre Ziele zu verfolgen in Gaza, es war erschütternd. Aber diese Leute hier", er zeigt um sich, auf jene, die sich seit zwei Jahren aufgerieben haben, um die Erinnerung wachzuhalten, "sie haben unsere Herzen offengehalten".
Eine schmerzhafte ProvokationDer Weg durch die Nacht hierher: Unter den Ersten, die vor der Militärbasis ankamen, waren zwei junge Männer mit einem riesigen, bunt blinkenden Lautsprecher, aus denen "Bibi, unser König Bibi"-Lieder dröhnten. Anhänger Netanjahus. Für die Nachbarn der Geiseln wie Kanah eine schmerzhafte Provokation. Die Landrätin hat die Männer gebeten, die Politik heute hier beiseite zu lassen. Inzwischen ist die Musik derjenigen, die sich für die Geiseln und gegen die Regierung eingesetzt hatten, ohnehin viel lauter: "Coming hooooome!"
Es ist kurz vor 10 Uhr. Vier junge Männer haben sich israelische Flaggen um die Schultern geschlungen, sind extra gekommen aus Tel Aviv. Einer von ihnen hat nur diese paar Tage frei, sonst ist er im Krieg, mitten in Gaza, aber auch nicht in Gaza. Er ist Drohnenpilot, steuert die Drohne von einer Basis in Israel, schießt von dieser Basis mitten in Israel und kann doch alles und alle dort genau sehen. "Zu genau", sagt er. Das Raketendepot der Hamas – gleich neben dem Basketballplatz einer Schule. Die Kämpfer neben den Kindern. Trotzdem schießen müssen. Nicht zu wissen, wo die Geiseln verborgen wurden, ob eine zu Schaden kommen könnte, wenn er den Knopf drückte. Endlich ist es damit vorbei. "Und mit dem Krieg auch", sagt der Pilot. Zwar redete die Hamas davon, dass es weitergehen werde. Zwar redeten ultrarechte Politiker in Israel davon, dass es weitergehen müsse. "Aber wir können da nicht siegen mit Kämpfen allein."
Fröhliche Gesichter und TränenJubel, wann immer ein Fahrzeug in Sicht kommt, das vielleicht die Geiseln bringen könnte. Parallel die Nachrichten auf dem Handy: Trump im Anflug. Trump gelandet. Und da! Endlich, um 10 Uhr: ein Konvoi aus Militärjeeps, drei blaue Vans mit dunklen Scheiben in der Mitte, darin müssen sie sein. Wenn die Freigekommenen durch die dunklen Fenster rausschauen können, dann sehen sie ein Meer aus blau-weißen und gelben Fahnen. Gelb steht in Israel heute für die Geiseln. Dann sehen sie fröhliche Gesichter und auch Tränen. Genau hier, entlang dieser Straße, wurde Israel am 7. Oktober so schwer verwundet. Und zwei Jahre später, mit diesen Söhnen, die nach Hause kommen, ein kleiner Moment von Heilung.
Kanah, der Überlebende des 7. Oktober, steht inzwischen mitten in der Menge. Das falle ihm sonst schwer, ein Trauma aus einem früheren Gazakrieg, 2014, als er selbst als Panzerkommandeur an der Front diente. Gaza, er erinnert sich an Drinnen. Gaza, er denke auch jetzt viel an Drinnen. Daran, dass auch auf der anderen Seite so viele Menschen so viel Schmerz erfahren hätten, noch immer erfahren. Ob dieser Krieg jetzt, da im Laufe dieses Tages hoffentlich alle Geiseln zurückkehren, vorbei ist? "Ich hoffe es sehr. Und ich bin nicht sicher." Sollten sich die Rechten durchsetzen, sollte die israelische Armee ganz Gaza einnehmen, wie manche Ultrarechte es fordern. Sollten sie alles Mitgefühl abtöten – "Das wäre gegen alles, an das ich glaube", sagt Kanah.
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