Die Elbvertiefung am Freitag – mit Protesten zum 1. Mai, der Sprengung eines Kraftwerks, bestem Popjournalismus und dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Hamburg.
2. Mai 2025, 6:00 Uhr
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© picture alliance/dpa | Christophe GateauLiebe Leserin, lieber Leser,
ich hoffe, Sie haben den 1. Mai gut verbracht! Ich möchte den heutigen Brückentag nutzen, um Ihnen eine kurze Geschichte von Wolfgang Schmidt zu erzählen. Sie erinnern sich: Während Olaf Scholz‘ Zeit als König von Hamburg war Schmidt Staatsrat in der Senatskanzlei, also eine Art Kanzleramtschef im Hamburger Rathaus. Als ich im Hamburg-Ressort anfing, war Schmidt gerade als Staatssekretär ins Bundesfinanzministerium gewechselt, und wurde 2021 wieder Scholz‘ Kanzleramtschef, diesmal tatsächlich im Bundeskanzleramt. Am Montag endet dieses Kapitel. Was kommt dann? Was wird aus ihm?
Bei der Bundestagswahl kandidierte Schmidt als Abgeordneter (Z+) – und scheiterte knapp. Seither kursierten mehrere Gerüchte. Einmal hieß es, die Hamburger SPD schleuse Schmidt doch noch in den Bundestag – indem die Partei einen anderen Hamburger MdB in den Senat berufe. Dann hieß es, Schmidt selbst werde Senator. Seit vergangener Woche wissen wir, dass beides nicht stimmt.
Könnte natürlich sein, dass er Minister wird – die SPD will die Besetzung ihrer sieben Bundesministerien am Montag bekannt geben.
Ich weiß es auch nicht – obwohl ich zu Schmidt seit einigen Wochen eine ganz besondere Freundschaft pflege. Nicht zu ihm persönlich. Aber wenn ich morgens auf die Straße trete und mich auf den Weg in die Redaktion mache, sehe ich ihn – denn ein paar Schritte von meiner Mietshaustür entfernt liegt ein Wolfgang-Schmidt-Wahlplakat im Gebüsch. Es ist gut erhalten, so viel hat es zuletzt ja nicht geregnet, und es liegt so, dass Schmidt freie Sicht auf Bürgersteig und Straße hat.
© ZONNewsletter
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Nach ein paar Tagen habe ich angefangen, ihn zu grüßen. Ab und an halten wir einen kurzen Plausch – über das Wetter, über die SPD, über die Koalitionsverhandlungen hier und dort. Ich finde das nett; Schmidt ist ja nach ein paar Wochen wirklich erstaunlicher Wahlkampf-Präsenz in Eimsbüttel und in verschiedenen Talkshows einfach wieder in seinen normalen Beruf verschwunden. Neulich fragte in der Redaktion jemand: Wo steckt eigentlich Wolfgang Schmidt? Viel hätte nicht gefehlt, und ich hätte geantwortet: Der liegt bei mir hinter der Hecke.
Natürlich habe ich ihn zu seiner Zukunft befragt, mehrfach, zuletzt vorgestern. Aber er hat natürlich nichts gesagt.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Ihr Florian Zinnecker
Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an hamburg@zeit.de.
WAS HEUTE WICHTIG IST © Marcus Brandt/dpaDas ehemalige Steinkohlekraftwerk in Moorburg ist im zweiten Anlauf "erfolgreich durch eine Sprengung zu Boden gebracht worden", wie die Hamburger Energiewerke mitteilten. Bei einem ersten Versuch am 23. März glückte die Sprengung nur bei einem der beiden Kesselhäuser. Der Doppelkamin des Kraftwerks war bereits am 10. November abgerissen worden. Künftig soll auf dem Gelände eine Infrastruktur für grünen Wasserstoff entstehen. Geplant ist der Bau eines Elektrolyseurs, einer Anlage, die aus umweltfreundlich erzeugtem Strom Wasserstoff herstellt.
Der Hamburger SV ist im Aufstiegsrennen der Zweiten Fußball-Bundesliga wieder aus dem Tritt geraten. Dennoch plant die Stadt Hamburg am 19. Mai bereits eine gemeinsame Aufstiegsfeier der HSV-Männer und HSV-Frauen. Der Termin im Rathaus und auf dem Rathausmarkt sei bereits geblockt worden, berichtet das Abendblatt. Drei Spieltage vor dem Saisonende stehen beide Mannschaften auf einem Aufstiegsplatz.
Die Reederei Hapag-Lloyd hat von Januar bis März rechnerisch 300.000 Standardcontainer mehr transportiert als im Vorjahresquartal – und deshalb mehr Geld verdient. Das geht aus den vorläufigen Geschäftszahlen hervor. Gestiegene Frachtraten, also Beförderungspreise, trugen ebenfalls zu der Entwicklung bei. "Wir sind gut in das erste Quartal 2025 gestartet, doch das Marktumfeld ist momentan von vielen Unsicherheiten geprägt", sagte Unternehmenschef Rolf Habben Jansen.
Nachricht des Tages © Marcus Brandt/dpaTausende Menschen sind am 1. Mai in Hamburg auf die Straße gegangen. Am Vormittag demonstrierten 5.500 Menschen beim Aufmarsch des Deutschen Gewerkschaftsbundes durch Barmbek für eine gerechtere Arbeitswelt, darunter Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Auch die linken und linksradikalen Proteste hatten einen ähnlich großen Zulauf wie im Vorjahr: Rund 6.000 Teilnehmer zogen bei dem Bündnis "Wer hat, der gibt" durch Winterhude und Uhlenhorst bis vor das Hotel Atlantic. Angemeldet war der Protestzug unter dem Titel "Superreiche? Superscheiße!". Die anarchistische Demonstration des Bündnisses "Schwarz-Roter 1. Mai" kam auf etwa 850 Teilnehmer, wie die Polizei mitteilt. Die Links-Autonomen marschierten vom Berliner Tor ins Schanzenviertel, zündeten auf dem Dach der Roten Flora Feuerwerk und gelbe Rauchtöpfe und erinnerten in Sprechchören an den in Oldenburg erschossenen Jugendlichen Lorenz A.
Um 16.30 Uhr versammelte sich der vom Verfassungsschutz beobachtete "Rote Aufbau". Am Startpunkt an der Station Hasselbrook waren zur "revolutionären 1.-Mai-Demo" auch zahlreiche Teilnehmer mit palästinensischen Fahnen gekommen. Bis zu 2.800 Menschen nahmen an dem Zug Teil. Insgesamt waren 1.800 Polizisten im Einsatz. Alle Demos blieben wie in den Jahren zuvor friedlich.
Tom Kroll
In aller Kürze• Die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg ist von März bis April um 230 auf 93.155 Menschen gestiegen, teilte die Agentur für Arbeit Hamburg mit • Ein Fußgänger ist in Wilhelmsburg von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Der Mann hatte in der Nacht zum Donnerstag plötzlich die Fahrbahn betreten, wie die Polizei mitteilte
AUS DER HAMBURG-AUSGABE © ullstein bild Die letzten Stunden bis zum FriedenFür Hamburg verlief das Kriegsende vor 80 Jahren beinahe glimpflich – so liest man es heute oft. Doch so ganz stimmt das nicht, schreibt Tom Kroll in der aktuellen ZEIT:Hamburg-Ausgabe. Lesen Sie hier einen Auszug aus seiner Rekonstruktion, wie in Hamburg der Frieden begann.
Am Morgen des 3. Mai 1945 rollen Panzer auf Hamburg zu. Es sind drei Kolonnen der britischen 7th Armoured Division, aus Richtung Südwesten wummern sie durch die Dörfer. Sie sind Teil der Second Army, die durch Norddeutschland pflügt. Die Armee hat Celle und Oldenburg eingenommen und sich harte Gefechte mit SS-Soldaten in Uelzen geliefert. Vor den Elbbrücken formieren sich die Kolonnen zu einer endlos scheinenden Schlange aus über 300 Kampfpanzern und Tausenden weiteren Fahrzeugen. Mehr als 10.000 Soldaten sind bereit, Hamburg zu besetzen. Die Stadt hat am Tag zuvor kapituliert.
Um 16.13 Uhr knarzen die Funkgeräte der Briten. Codewort: "Baltic". Es ist das Go von Brigadegeneral John Michael Kane Spurling, das die Panzerkolonne in Bewegung setzt. Ganz vorne rollt ein Panzer mit dem Spitznamen "Sharpshooter", er hat seit der Landung der Alliierten in der Normandie unzählige Schlachten überstanden. Nun überquert er als eines der ersten Fahrzeuge die Elbe, um die – nach Berlin und Wien – drittgrößte Stadt des untergehenden Nazireichs einzunehmen.
Gegen 17.45 Uhr walzen die Panzer durch die Mönckebergstraße. Andere besetzen strategisch wichtige Positionen in der Stadt. Zwischen halb eingestürzten Häusern und zerborstenen Schaufenstern klingt dumpfer Motorendonner. Die Briten hocken auf ihren Fahrzeugen, lachen, rauchen, so ist es auf Filmaufnahmen zu sehen.
Die Straßen sind leer, seit 13 Uhr gilt ein Ausgehverbot. Wer keine Wohnung mehr hat, harrt bei Freunden und Verwandten aus, notfalls auch in deren Kellern und Ruinen. Nur auf den Kreuzungen ist etwas Leben, dort müssen deutsche Polizisten den Einmarsch absichern und den Panzern den Weg zum Rathaus weisen.
Um 18 Uhr treffen die ersten Fahrzeuge auf dem Rathausmarkt ein, der damals noch Adolf-Hitler-Platz heißt. Britische Soldaten springen ab, stehen in Gruppen herum, sie sind entspannt, füttern Möwen, so ist es auf Fotoaufnahmen zu sehen. Im Eingangsportal des Rathauses wartet bereits der NS-Kampfkommandant Generalmajor Alwin Wolz. Wenig später fährt General Spurling im Jeep auf den Platz. Er steigt aus. Stellt sich zu Wolz in das Portal. Dann klicken die Fotoapparate. Um 18.25 Uhr ist Hamburg offiziell in britischer Hand.
Wer die kampflose Übergabe der Stadt auf deutscher Seite vorbereitete, wie in diesen Tagen der Alltag in Hamburg aussah und warum die letzten Wochen des Krieges für Hamburg dennoch dramatisch verliefen, lesen Sie in der Hamburg-Ausgabe der ZEIT sowie auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ © Sabine Schwabroh"Wer bisher dachte, die Hamburger Pop-Intelligenz und ihr Publikum hätten sich spätestens in den Neunzigerjahren geschlossen nach Berlin verabschiedet, der wurde in der vergangenen Woche eines Besseren belehrt."
ZEIT-Redakteur Oskar Piegsa war bei der Vorstellung der Biografie "Die Wahrheit über Kid P." – wer dahintersteckt, lesen Sie hier
MAHLZEIT – Die GastrokritikDie indonesische Küche ist hierzulande vor allem für ein Gericht bekannt, das auch noch irrtümlich gern für chinesisch gehalten wird: den Bratreis Nasi Goreng. Wie erfreulich, dass man sich neuerdings ein breiteres Bild machen kann. Das 2024 eröffnete Deli Indo in Hohenfelde bietet schon optisch etwas Neues – neben Figuren aus dem traditionellen Puppentheater auch liebevoll drapierte Alltagsgegenstände, vom alten Telefon bis zum Naschriegel Choki Choki. Auch die etwa zwanzig Posten auf der Speisekarte sind entschieden indonesisch und entsprechend unvertraut. Die Gemüsefrikadelle Bala Bala schmeckt ein wenig nach Pakora, wie überhaupt manche der Aromen hier an die südindische Küche erinnern. Für Würze sorgt hier allerdings nicht der Teig, sondern ein milder Chili-Knoblauch-Dip.
Für Neugierige empfehlen sich die "Set Menus". Sie sind zwar kein Augenschmaus – vier, fünf Speisen auf einem Teller, wie bei einem Nimmersatt nach dem Gang zum Buffet – doch man bekommt zum kleinen Preis einen Querschnitt dieser Küche: ein balinesisches Gulasch mit wärmender Schärfe, pikantes Fischhack, gegrillt auf einem Zitronengrasspieß, staubtrockenes Pulled Chicken. Am spannendsten ist das Lawar aus Jackfrucht, grünen Bohnen und reichlich Kokosnuss.
In den Tropen, mit lokalen Zutaten, schmeckt das alles sicher noch besser. Aber die Gastgeber sind mit dem Herzen dabei und bringen erstaunlich viel Bali-Flair nach Hohenfelde. Schön auch, dass hier mancher Gast mit der (rechten) Hand isst, wie man das auch im Ursprungsland der Küche oft erlebt.
Michael Allmaier
Indo,
Barcastraße 8, Hohenfelde. Tel. 89067000
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUENHamburg ist eine Einwanderungsstadt, 40 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger haben einen sogenannten Migrationshintergrund. Neun Geschichtswerkstätten haben in ihren jeweiligen Stadtteilen nach Migrationsgeschichten ab 1945 gesucht und dokumentieren diese aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die daraus entstandene Ausstellung "Angekommen? Migrationsgeschichte(n) in Hamburg" ist noch bis 13. Mai in der Zentralbibliothek am Hühnerposten zu sehen.
"Angekommen? Migrationsgeschichte(n) in Hamburg", bis 13.5., Mo–Sa 10–19 Uhr, So 13–18 Uhr (sonntags ohne Fachpersonal), Zentralbibliothek Hühnerposten 1, Ausstellungsfläche E1, Eintritt frei
MEINE STADT Wo die Elbe beginnt – 1.100 Kilometer weit weg … © Andreas Niss HAMBURGER SCHNACKOstermontag in einem Restaurant am Alsterlauf. Ein Gast sagt zur Bedienung: "Wir möchten ungerne bezahlen!" – Kellnerin: "Ah, Sie möchten sich finanziell verändern."
Gehört von Barbara Schirmer
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