Die Elbvertiefung am Mittwoch – mit einem Besuch in einem Treffpunkt von radikalen Muslimen, einem Freispruch nach einem tödlichen Unglück und Tipps für die Dokfilmwoche
23. April 2025, 6:00 Uhr
Ihr Browser unterstützt die Wiedergabe von Audio Dateien nicht. Download der Datei als mp3: https://zon-speechbert-production.s3.eu-central-1.amazonaws.com/articles/6d486bcc-7bcd-446b-9084-f4d9b780bacc/full_c9da392bbfe24bd5779c46e654e4cae6d618a08acc6cf15e49731664f298dca5ffe03f33cc99808c08dbadc5eb3779a8.mp3 ArtikelzusammenfassungDie islamistische Szene in Hamburg wächst, aber die Politik ist machtlos. Im Al-Azhari-Institut werden radikale Ansichten verbreitet, darunter Antisemitismus. Trotz Bemühungen der Sicherheitsbehörden und der Politik, die Szene zu stoppen, organisieren sich die Islamisten offen und ungestört. Die Reportage von Christoph Heinemann und Tom Kroll gibt Einblicke in die Szene und zeigt die Herausforderungen, mit denen Hamburg konfrontiert ist.
Dies ist ein experimentelles Tool. Die Resultate können unvollständig, veraltet oder sogar falsch sein.Fanden Sie die Zusammenfassung hilfreich?
Send
Diese Audioversion wurde künstlich erzeugt.
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt. Wir entwickeln dieses Angebot stetig weiter und freuen uns über
Ihr Feedback.
Rund 2.000 Islamisten demonstrierten in Hamburg im Oktober für ein Kalifat. © Axel Heimken/dpa Liebe Leserin, lieber Leser,der Prediger trägt ein fließendes Gewand, er sagt, er sei in eine Stadt "voller Ungläubiger" gekommen. Er meint Hamburg. Überall hingen "Schwulenfahnen". Er fragt die Zuhörer im vollgepackten Gebetsraum, unter denen auch wir sitzen: "Darf man die abreißen?"
Es ist ein Freitagabend im Al-Azhari-Institut in St. Georg, und man kann das wohl als geistige Kriegserklärung verstehen. Gegen Männer, die eben andere Männer lieben, aber auch gegen alle anderen, die frei leben wollen, nicht in einem Gottesstaat mit radikalislamischen Gesetzen. Die Meinungsfreiheit der Demokratie aber nimmt der Prediger gern in Anspruch, als wären Grundrechte nur ein Selbstbedienungsladen.
Dass Islamisten in Hamburg wieder Aufwind haben, sieht man in vielen Ereignissen, einem mutmaßlichen Geheimtreffen in einer Turnhalle in Lohbrügge etwa (Z+). Oder den Demonstrationen für ein Kalifat auf dem Steindamm mit bis zu 2.000 Teilnehmern.
Mein Kollege Tom Kroll und ich recherchieren seit Langem in der Szene, konnten einige der Netzwerke durchdringen, mit einem Aussteiger und Angehörigen sprechen (Z+). Und doch wussten wir nicht ganz, was uns erwartet, wenn wir einen der wichtigsten Treffpunkte besuchen: das Al-Azhari-Institut, wo "unter anderem deutlicher Antisemitismus" verbreitet werde, wie es der Verfassungsschutz beobachtet. Wo junge Radikale unter sich sein wollen.
Was man dort sieht, lässt einen zweifeln, ob der Staat sie stoppen kann. Ganz offen organisieren sie sich, etwa in einer WhatsApp-Gruppe mit mehr als 500 Mitgliedern, zu der wir schnell Zutritt bekamen. Wöchentlich organisieren sie Veranstaltungen, die
Einladungen sind garniert mit Emojis, als wäre das alles ganz harmlos.
Dass es das nicht ist, hörten wir etwa von einer Sozialarbeiterin aus Billstedt, die beschrieb, wie einige Jugendliche plötzlich aus dem Kinderzimmer kommen, und "komplett radikal" seien. Oder aus einer Grundschule, an der es einen Angriff auf ein jüdisches Kind gab. Auch vom Leiter des Staatsschutzes bei der Generalstaatsanwaltschaft (Z+), der zugibt, große Mühe bei der Strafverfolgung zu haben. Und die Politik, auch das ergab die Recherche, wollte etwa scharf gegen die Kalifatsdemos vorgehen, aber ist sich nicht einmal darüber einig geworden, ob die Gesetze schon jetzt für ein Verbot ausreichen oder nicht.
© ZONNewsletter
Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für HamburgErfahren Sie aus der Redaktion der ZEIT, was in Hamburg wichtig ist – prägnant, persönlich und pointiert, jeden Werktag um 6 Uhr
Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis.
Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.
Die jungen Leute, neben denen wir im Al-Azhari-Institut saßen, müssen sich wie Gewinner fühlen. Sie merken nicht, wohin dieser Weg führt, und wenn die Stadt dagegen vorgehen will, müsste sie diese Menschen auffangen. Unsere Reportage lesen Sie auf den aktuellen Politikseiten der ZEIT oder über den Link weiter unten in diesem Newsletter.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag,
Ihr Christoph Heinemann
PS: Gestern haben wir den verstorbenen Jorge Mario Bergoglio an dieser Stelle als Franziskus I. bezeichnet, das ist nicht ganz korrekt. Da er der erste Papst dieses Namens war, trug er keine Ordinalzahl. Wir danken Ihnen für die Hinweise dazu.
WAS HEUTE IN HAMBURG WICHTIG IST © Daniel Bockwoldt/dpaDer 18-Jährige, der am Gründonnerstag tot im Hamburger Stadtpark gefunden worden ist, weist Stichverletzungen auf. Zwei 18 Jahre alte Deutsche sitzen in Untersuchungshaft, weil die Ermittler sie verdächtigen, den 18-Jährigen gemeinschaftlich getötet zu haben. Nach Medienberichten kannten sich die drei jungen Männer aus einer Klinik.
Bürgermeister Peter Tschentscher könnte am 7. Mai erneut von der Bürgerschaft gewählt werden. Seine SPD und die Grünen wollen bei einer abschließenden Runde am heutigen Mittwoch die Neuauflage ihrer Koalition beschließen. Voraussichtlich am Samstag und Montag sollen bei Parteitagen auch die Mitglieder dem Koalitionsvertrag zustimmen.
Ein Lastwagenfahrer, der im November 2022 einen 65-jährigen Fußgänger in Billstedt übersehen und überrollt hatte, wird nicht bestraft. Die Vorsitzende Richterin am Amtsgericht St. Georg sprach ihn frei, da ihm kein Vorwurf der fahrlässigen Tötung gemacht werden könne. Das Unglück hatte sich in stockendem Verkehr auf dem Schiffbeker Weg ereignet. "Es ist nach meinem Verständnis nicht möglich, wieder anzufahren und dabei mit völliger Sicherheit auszuschließen, dass jemand in den toten Winkel gelaufen ist, während Sie gerade alle anderen Spiegel prüfen", sagte die Richterin.
In aller Kürze• Die Hamburger Kunsthalle wird in den kommenden Jahren für insgesamt 7,4 Millionen Euro energetisch saniert. Lediglich vereinzelte und wechselnde Räume der Sammlungspräsentation in der Lichtwark-Galerie werden temporär geschlossen sein • Urlauber sind nach Daten einer Passagierbefragung des Helmut-Schmidt-Flughafens im Jahr 2024 am häufigsten direkt nach Spanien geflogen. Es folgten die Türkei, Großbritannien, Deutschland und Italien • Zum zehnjährigen Jubiläum bietet das Komponistenquartier in Hamburg ein neues, interaktives Angebot für Kinder, Familien und Schulklassen. Die neu eingerichtete Familienmedienspur soll dem jungen Publikum das Leben und Werk der vorgestellten Komponisten näherbringen
THEMA DES TAGES © [M] abul.baraa_offiziell/ Instagram; DZ; Institut des HassesDie islamistische Szene in Hamburg wächst, aber die Politik ist weitgehend machtlos. Die ZEIT-Autoren Christoph Heinemann und Tom Kroll haben einen der wichtigsten Treffpunkte der Radikalen besucht, lesen Sie hier einen Auszug aus ihrer Reportage.
Die Luft ist elend stickig, rund hundert Männer drängen sich im Gebetsraum. Säulen tragen die niedrige Decke, Kondenswasser beschlägt die Fensterscheiben. "Bruder", fragt einer der Gäste seinen Nachbarn, "willst du eine Dattel?"
Eine Packung mit Früchten wandert durch die Reihen. Finger greifen hinein, während die Jungs miteinander murmeln. Wenige hier sind älter als Anfang zwanzig. Sie verbringen diesen Samstagabend im Januar im Hamburger Al-Azhari-Institut. Was nach einem Zentrum muslimischer Gelehrsamkeit klingt, ist nach Einschätzung Hamburger Beamter ein Treffpunkt von Islamisten.
Der Verfassungsschutz berichtet, hier werde "unter anderem deutlicher Antisemitismus" gelehrt. Männer aus dem Umfeld des Instituts setzten demnach Posts in sozialen Medien ab, schrieben, Juden seien "Affen und Schweine". Seit zwei Jahren treten im Institut salafistische Prediger auf, sie sprechen Gebete wie: "Allah, nimm jeden Einzelnen von ihnen, und vernichte sie dann alle."
Um die Ecke des Backsteinbaus, im Bahnhofsviertel St. Georg, marschierten seit dem Frühjahr 2024 mehrmals bis zu 2.000 Männer in schwarzer Kleidung auf und forderten die Errichtung eines Kalifats mit radikalislamischen Gesetzen. Die Polizei wollte das verbieten, fand aber keine Handhabe. Der Bundeskanzler kündigte an, "alle Handlungsoptionen" zu prüfen. Konkrete Schritte folgten daraus aber bislang nicht. Das ehemals FDP-geführte Bundesjustizministerium erteilte Plänen für schärfere Gesetze im September eine Absage. Ein Sprecher des Ministeriums sagte der ZEIT, das Strafrecht biete "bereits jetzt konkrete Möglichkeiten", die "genannten Verhaltensweisen" zu verfolgen.
Derweil wächst die Szene nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden durch Propaganda in sozialen Medien, wegen des Krieges in Gaza, auch wegen des Gefühls vieler junger Muslime, im Staat ausgegrenzt zu werden. Mindestens eine Gruppe von Teenagern, die im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen einen Anschlag auf Synagogen oder Kirchen plante, war durch Botschaften im Netz beeinflusst worden, so hieß es nach der Festnahme aus Ermittlerkreisen.
Was im Al-Azhari-Institut geschieht, was die Innenbehörde zu einem möglichen Verbot sagt und wie Islamisten in Stadtteilen wie Billstedt ihren Nachwuchs anwerben, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ © Christian Charisius/dpa"›Film Undone‹ heißt ein Schwerpunkt der diesjährigen Dokfilmwoche, der den Geschichten von nie realisierten oder veröffentlichten Werken nachgeht"
Die Hamburger Dokumentarfilmwoche startet – auf dem Programm stehen diesmal politisch unerwünschte und daher nie vollendete Filme. ZEIT:Hamburg-Autor Christoph Twickel gibt einen Überblick, welche Dokus sich lohnen – den ganzen Artikel lesen Sie hier.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUENAm kommenden Wochenende tönt und klingt es wieder überall auf Kampnagel. Beim Klangfest für Kinder gibt es Musikperformances, Klanginstallationen und auf der Piazza Überraschungskonzerte. Verschiedenste Musikinstrumente können ausprobiert werden. Das Programm finden Sie hier.
KinderKinder Klangfest; 26.4.–28.4. Samstag ab 13 Uhr, Sonntag ab 10 Uhr, Montag ab 9.15 Uhr; Kampnagel, Jarrestr. 20
MEINE STADT Magnolienbaum an der Außenalster © Kerstin Bittner HAMBURGER SCHNACKMeine Tochter und ich strampeln auf dem Rad gegen den starken Wind an. Sagt sie: "Mama, kannst du mich bitte anschieben?" – "Meinst du, das ist für mich nicht anstrengend?", frag ich zurück. Prompte Antwort: "Du bist doch eine Mama, du hast doch Superkräfte!"
Gehört von Eva Friederici
Das war die Elbvertiefung, der tägliche Hamburg-Newsletter der ZEIT. Wenn Sie möchten, dass er täglich um 6 Uhr in Ihrem Postfach landet, können Sie ihn hier kostenlos abonnieren.
RetroSearch is an open source project built by @garambo | Open a GitHub Issue
Search and Browse the WWW like it's 1997 | Search results from DuckDuckGo
HTML:
3.2
| Encoding:
UTF-8
| Version:
0.7.3