"Ich verschwinde mal eben",
"Ich geh mal schnell den Gang runter",
"Ich muss mal kurz ums Eck".
Das sind die häufigsten Kots, äh, Codes, die mir in der Redaktion begegnen, wenn jemand mal muss. Wobei mir einfällt, dass ein Bekannter immer davon spricht, "die große Konferenz abzuhalten" (er arbeitet nicht im Journalismus).
Ist das Unbehagen jetzt bei allen angekommen? Dachte ich mir. Tabu-Thema. Und hier geht es heute um das sogenannte Tabu-Organ: den Darm. Ohne ihn säßen wir alle ziemlich in der, Sie wissen schon, Bredouille. Und ich dachte, nach hinten raus, also kurz vor dem Wochenende, sind wir dafür locker genug. Einen aktuellen Anlass gibt es natürlich auch.
Gestern lag ein riesiger, begehbarer Darm auf dem Rathausmarkt. Er war 20 Meter lang, 2,80 Meter hoch und aufblasbar und machte dementsprechend hübsche Hüpfburg-Geräusche. Gewunden wie sein Vorbild war das Modell nicht, es wirkte von außen mehr wie ein riesiger rosafarbener Regenwurm.
Im Darm war überraschend viel los, ich dachte, die Leute würden eher verlegen davor herumlungern. "Da tut sich langsam was in der Gesellschaft", meinte eine Frau am Infostand. Innen wurde den Darm-Gästen mit Infotafeln erklärt, wie das Organ funktioniert, aber auch, welche Erkrankungen auftreten können. Große Knubbel, die an der Decke hingen, stellten beispielsweise Polypen dar, Wucherungen in der Darmschleimhaut, die bei jeder und jedem Dritten über 50 Jahren zu finden sind. Es sind gutartige Vorstufen von Darmkrebs, der zweithäufigsten Krebsart in Deutschland.
Aufgestellt wurde der Darm von der Hamburger Krebsgesellschaft e. V. und der Felix Burda Stiftung, der das Modell gehört, um für Vorsorge zu werben. Wäre ja schön, wenn so ein freundlicher Riesendarm spielerisch Scham und Angst vor dem Thema nehmen könnte.
Leider war der Darm mit seiner Ausstellung nur gestern zu Besuch am Rathaus. Darum teile ich hier noch mal fünf Informationen, die ich beeindruckend fand.
© ZONNewsletter
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• Der Darm eines Erwachsenen ist acht Meter lang.
• Ausgebreitet beträgt seine Oberfläche 400 bis 500 Quadratmeter.
• Der Darm wird von 100 Billionen Bakterien bewohnt. Wozu mir einfällt, dass neulich ein ZEIT-Autor sein Mikrobiom hat untersuchen lassen.
• Im Laufe eines Lebens müssen der Körper und damit auch sein Darm mit 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Litern Flüssigkeit fertigwerden.
Wer jetzt Darm-Fan geworden sein sollte: Das Modell kann man mieten. Na, wie wär’s: ein Darm im Garten? Da machen die Nachbarn Augen.
Kommen Sie gut ins Wochenende!
Ihre Viola Diem
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WAS HEUTE IN HAMBURG WICHTIG IST © Hendrik Schmidt/PADie Schriftstellerin Kristine Bilkau hat für ihren Roman "Halbinsel" den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten. Am kommenden Mittwoch (2. April) stellt die Hamburgerin im Gespräch mit der Journalistin Anne-Dore Krohn ihr Werk, das von einer Mutter-Tochter-Beziehung erzählt, im Literaturhaus vor. Tickets – auch für den Livestream – gibt es hier.
Etwa 50 Unternehmen haben in der Handelskammer Ideen und Projekte vorgestellt, wie sie ohne CO2 auskommen können. Aufbauend auf einer Analyse der Industriestaatenorganisation OECD arbeitete die Handelskammer außerdem Vorschläge für Unternehmen aus, etwa den Lkw-Verkehr im Hafen zu elektrifizieren, gemeinsam Strom einzukaufen und einen Offshore-Windpark zu betreiben. Das erklärte Ziel für die Hamburger Wirtschaft ist es, bis 2040 klimaneutral zu werden.
Der HSV lässt den Vertrag von Fußballcoach Marwin Bolz zum Saisonende auslaufen. Die Entscheidung soll einvernehmlich gewesen sein. Bolz ist seit vier Jahren beim HSV. Unter ihm erreichte das Frauenteam diese Saison das Halbfinale des DfB-Pokals und hat noch Chancen auf den Aufstieg. Das Team steht derzeit in der Zweiten Frauen-Bundesliga auf Platz vier.
In aller Kürze• Der Autor Mirko Bonné wird am Montag vom Senat der Hubert-Fichte-Preis verliehen. Die Auszeichnung ehrt alle vier Jahre das Gesamtwerk eines Schriftstellers oder einer Schriftstellerin aus Hamburg • Die Bundespolizei hat das Waffenverbot am Hauptbahnhof sowie den Bahnhöfen Altona, Harburg, Bergedorf und Dammtor zum dritten Mal verlängert. Es gilt nun bis Ende April • Die Influenza-Welle flacht weiter ab. Seit Ende 2024 bis jetzt wurden etwa 8.400 labordiagnostisch bestätigte Infektionen gezählt, 79 Menschen starben
AUS DER HAMBURG-AUSGABE © ullstein bild Wie radikal ist die Hamburger Polizei?Laut einer internen Befragung steht jeder vierte Beamte politisch rechts oder rechts außen. Und mehrere Hundert Beamte glauben offenbar an Verschwörungstheorien. Im Interview von Christoph Heinemann und Tom Kroll berichten die Leiterinnen der Studie, was nun zu tun wäre. Lesen Sie hier einen Auszug.
DIE ZEIT: Die Hamburger Polizei ermittelt intern gegen 15 Beamte, die rassistische, antisemitische und naziverherrlichende Nachrichten in Chats ausgetauscht haben sollen. Waren Sie überrascht, als Sie davon erfahren haben?
Stefanie Kemme: Nein, nicht wirklich. Es ist ja keineswegs der erste Fall einer Chatgruppe von Beamten, in der hasserfüllte Botschaften geteilt wurden. Mit Skandalen dieser Art befassen wir uns seit Jahren intensiv.
Eva Groß: Das ist einer der Gründe, warum wir uns die Cop-Culture genau anschauen wollen. Welche Umstände stecken dahinter? Was gibt den Beamten das Gefühl, solche Haltungen seien legitim? Fakt ist, dass sie in großem Ausmaß existieren. Daraus können viele Probleme erwachsen.
ZEIT: Sie haben rund 2.000 Hamburger Beamte zu ihrer Arbeitsbelastung, aber auch zu ihren Werten und Einstellungen befragt. Worauf sind Sie gestoßen?
Groß: Insgesamt, das ist die gute Nachricht, ergibt sich aus der Befragung, dass positive Haltungen wie Gewissenhaftigkeit bei den Befragten weitverbreitet sind. Aber bis zu 45 Prozent der Beamtinnen und Beamten zeigen zugleich eine Abwertung und Feindlichkeit gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen.
ZEIT: Welchen?
Groß: Vor allem gegenüber Asylbewerbern, aber auch Sinti und Roma sowie Langzeitarbeitslosen. Diese Verteilung deckt sich mit den Ergebnissen anderer Studien aus dem Bund und anderen Ländern. Genauso stellen wir ähnliche Zusammenhänge mit der Anfälligkeit für politischen Populismus oder Verschwörungsglauben fest.
Welche weiteren Erkenntnisse die beiden Studienleiterinnen aus der Befragung ziehen, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung – gedruckt in der neuen Ausgabe von ZEIT:Hamburg oder hier auf ZEIT ONLINE
DER SATZ © Patrick Runte"Auf seinem Grabstein, sagt Patschinski, solle ›Weltpokalsiegerbesiegertorschütze‹ stehen."
Am Samstag spielt der FC St. Pauli gegen den FC Bayern München. So wie 2002, als Nico Patschinski den Siegtreffer schoss und "Weltpokalsiegerbesieger" wurde. Wie geht es ihm heute? ZEIT:Hamburg-Redakteur Yannick Ramsel hat ihn getroffen. – das vollständige Porträt lesen Sie hier.
MAHLZEIT – Die GastrokritikPinneberg? Ja, Pinneberg. Die von Hamburgern gern verhöhnte Kleinstadt hat mit dem Cap Polonio nicht nur ein bemerkenswertes Hotel, eingerichtet mit dem Inventar eines 1914 erbauten Transatlantikdampfers. In diesem Hotel gibt es auch ein sehr gutes Restaurant, das Rolin (so hieß der Kapitän). Marc Ostermann, der Küchenchef, war früher im Louis C. Jacob. Hier kocht er bürgerlicher als dort und zu moderateren Preisen (Menü ab 47 Euro). Doch man erkennt die Linie wieder: handwerklich sichere frankomediterrane Gerichte mit einigen Produkten aus dem Umland und einem Akzent auf Saucen.
Beim Saibling kann man mit der Beschreibung hadern – die versprochenen Morcheln erweisen sich als das Achtel einer Morchel, und in der Kaviar-Beurre-blanc schwimmen bloß Eier vom Saibling. Doch der Gang bringt mit jungen Erbsen, Kohlrabi und Brunnenkresse viel Frühling an den Gaumen.
Und Produktfanatiker staunen spätestens beim Hauptgang: Der exakt gebratene Rücken vom irischen Rind hat Biss und viel Geschmack. Bei der Begleitung aus einem Kartoffel-Pavé, gefüllter Zwiebel und Deichkäse-Hollandaise vermisst man allenfalls das Gemüse.
Das Ambiente im Rolin ist liebenswert gediegen. Die netten Kellner, die um Jahrzehnte jünger sind als jeder Gast an diesem Abend, hätte man zu Zeiten des Kapitäns sicher "adrett" genannt. Schön für Hamburger, die sich hier so richtig als Großstädter fühlen dürfen. Und das mit Essen auf dem Teller, das auch in der Großstadt Eindruck machen würde.
Michael Allmaier
Rolin im Hotel Cap Polonio, Fahltskamp 48, Pinneberg. Tel. 04101-5330
DAS KÖNNTE SIE INTERESSIERENIn dieser Woche kann man in der "Fabrik der Künste" künstlerische Entstehungsprozesse live miterleben. Die drei Künstler Sabela Garcia Cuesta, Monika Kwiat und Waldemar Wegelin kreieren in einer einwöchigen Residenz neue Werke. Samstagabend endet die Ausstellung mit einer Vernissage/Finissage ab 18 Uhr. Auch noch am Sonntag kann man die entstandenen Kunstwerke zwischen 12 und 18 Uhr anschauen.
"Schaffensraum", Fabrik der Künste, Kreuzbrook 12
MEINE STADT Abendmeditation © Hans Appell HAMBURGER SCHNACKFreitag auf dem Bergedorfer Wochenmarkt: Ein älterer Herr gibt beim Fleischkauf Trinkgeld. Daraufhin der Händler: "Das lege ich großzügig in Schnaps an." Der Kunde: "Dann komme ich am Dienstag und begutachte den Kater."
Gehört von Nina Stiewink
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