sagt Ihnen der Name Fabio Wibmer was? Falls nein, grämen Sie sich nicht. Der Mann wird zwar "Klickmilliardär" genannt und hat 7,93 Millionen Abonnenten allein auf YouTube (zum Vergleich: Shirin David, die wir neulich als "größten Popstar dieses Landes" bezeichneten, kommt auf 2,91 Millionen).
Aber auch ich hatte den 29 Jahre alten Österreicher bisher nicht auf dem Schirm. Dann erreichte mich der Hinweis, dass Fabio Wibmer plane, einen Rückwärtssalto auf dem Dach der Elbphilharmonie zu machen. Und zwar mit seinem Fahrrad. Da wird man dann doch hellhörig.
Fabio Wibmer ist Extremsportler und Entertainer. Zusammen mit seinem Team aus fünf, sechs Leuten dreht er Videos, in denen er mit seinem Fahrrad durch Städte fährt und akrobatische Stunts vorführt. Er springt über Treppen, balanciert auf Handläufen, stürzt sich von Dächern mehrere Stockwerke tief in Swimmingpools, so was. Wenn Sie sich eines seiner Videos anschauen wollen, dann vielleicht dieses aus Valparaiso. Wobei, das aus Wien ist auch nicht schlecht.
Die Stunts sind gut geplant, oft baut Wibmers Team eigens Rampen auf Straßen und Dächer. Während andere Menschen in den sozialen Medien jeden Tag drei Postings absetzen, dreht er meist nur ein Video pro Jahr. "Ich habe den Anspruch, Sachen zu kreieren, die langfristig cool sind", sagt Wibmer. "Keinen schnellen Content, sondern Kurzfilme, die man sich auch nach Jahren noch anschaut." Er erzielt mit seinen aufwendigen Stunts eine Ästhetik, die eher an Videospiele erinnert als an die Realität (was auch gewollt ist).
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Im April und Mai tritt Fabio Wibmer bei den "Masters of Dirt" an, das ist eine Motorrad- und Mountainbike-Show, die unter anderem in Berlin, Köln und Hamburg gastiert. Für Werbezwecke wollte er an einem der Schauplätze einen Stunt machen und blieb an Fotos der Elbphilharmonie hängen. "Das Dach schaut aus, als wären es Halfpipes, das ist perfekt zum Radfahren", sagt Wibmer. Er mailte seine Idee nach Hamburg: Ein Backflip, also ein Rückwärtssalto, auf einer der Wellen des Dachs über dem 20. Stockwerk, hundert Meter über der Elbe "Die Leute waren sehr offen", sagt Wibmer, "das war echt cool."
Wenn man Martin Andris, den Pressesprecher der Elbphilharmonie, fragt, wieso er zulässt, dass ihm jemand aufs Dach steigt, sagt er: "Ist doch witzig." Und erzählt dann, dass die Auslastung im Großen Saal wieder auf Vor-Corona-Niveau angekommen sei, bei durchschnittlich 98 Prozent. Die Elbphilharmonie hat also keine Werbestunts nötig. Aber man habe sich durch die Anfrage geschmeichelt gefühlt. "Wir sind beides, ein Konzerthaus und ein Wahrzeichen der Stadt", sagt Andris. "Gerade hatten wir hier das ›Visions‹-Festival und sieben Abende mit Orchestermusik aus dem 21. Jahrhundert. Wir sind aber auch offen für Volkstümliches, sage ich mal."
Tatsächlich ist es gar nicht so einfach, auf der Elbphilharmonie Fahrrad zu fahren. Das Dach ist nämlich mit 6.000 runden Aluminiumscheiben bedeckt, wie ein Paillettenkleid. Wenn man mit dem Rad zwischen die Pailletten gerät, ist die Fahrt vorbei. Außerdem ist das Gefälle mit bis zu 57 Grad teilweise zu steil. Für den Stunt musste deshalb eigens eine 15 Meter lange Holzkonstruktion auf die Elbphilharmonie gebaut werden. Ich war am vergangenen Sonnabend bei der Konstruktion zu Besuch: Ein Dutzend Handwerker wuselten übers Dach, Akkuschrauber surrten, Holzspäne wehten über den Hafen. "Es war schon eine Challenge", sagt Wibmer.
Am Sonntag sollte Wibmer dazustoßen, aber dann wurde sein Flug gestrichen. Sie wissen schon, der Streik. Also alle Mann und das Fahrrad in einen Mietwagen und neun Stunden über die Autobahn. Montagfrüh wollten sie dann im Sonnenaufgang drehen. Aber morgens war es sehr neblig und das Dach der Elbphilharmonie zu feucht und glitschig, um darauf Fahrrad zu fahren. Immerhin: Gegen Mittag war es wieder hell und trocken. Der erste Anlauf ging schief, Wibmer stürzte, aber zum Glück nicht schlimm. Danach klappte es.
Gestern wurde das Video geschnitten, heute um 9 Uhr soll es auf Fabio Wibmers Instagram-Account veröffentlicht werden. Ich durfte gestern schon mal reinschauen: Der kleine Mann mit dem noch kleineren Fahrrad dort oben auf dem Dach, im Hintergrund die Türme vom Rathaus und von St. Nikolai, die eisgrau schimmernden Pailletten, der stahlgraue Himmel, die graugraue Elbe – das sieht schon alles sehr cool aus.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihr Oskar Piegsa
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WAS HEUTE WICHTIG IST
© Markus Scholz/dpaDie Schweiz ist zur größten Containerschifffahrtsnation der Welt aufgestiegen. Bisher hielt Deutschland diesen Titel, das nun auf Platz drei, hinter China, zurückfiel. Das sagte gestern Gaby Bornheim, die Präsidentin des Verbands deutscher Reeder. Dass ausgerechnet ein Land ohne eigenen Meereszugang die Containerschifffahrt dominiert, liege an einem einzigen Unternehmen: der weltgrößten Reederei MSC mit Sitz in Genf. MSC hat zusätzlich zu seinem Einstieg beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA viele deutsche Containerschiffe aufgekauft. Unser Foto zeigt die "MSC Viola" am Montagmorgen im Hamburger Hafen.
Die Zahl unerledigter Ermittlungsverfahren bei den Staatsanwaltschaften stieg in Hamburg so stark wie in keinem anderen Bundesland – und deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Das meldet der Deutsche Richterbund unter Berufung auf eine Umfrage unter den Justizministerien der Bundesländer. Demnach haben sich die unerledigten Fälle zwischen den Jahren 2021 und 2024 mehr als verdoppelt (von 22.900 auf 47.953). Im Durchschnitt der Länder gab es seit 2021 eine Zunahme um 30 Prozent.
Zehn Monate nach einer mutmaßlich antisemitischen Attacke an der Universität muss sich eine 27-Jährige vor Gericht verantworten. Laut Anklage hatte die Frau nach einer Vorlesung über antijüdische Gewalt eine Zuhörerin als "hässliche Hexe" beschimpft, sie gewürgt und ihr ins Gesicht geschlagen. Wir berichteten hier über den Fall (Z+). Später soll die Angeklagte bei einem Polizeieinsatz im Palästina-Protestcamp auf der Moorweide erneut gewalttätig geworden sein.
In aller Kürze
• Die Hafenbehörde führt ein Tempolimit von 50 km/h auf der Köhlbrandbrücke ein. Bisher durfte man dort bis zu 60 km/h fahren, doch das strapaziere die marode Brücke zu sehr • Hamburgs Behörden haben im vergangenen Jahr 255.765.250 Blatt Papier verwendet. Das sind 44 Millionen Blatt weniger als noch 2022 • Und: In St. Peter Ording wurden gestern die ersten Strandkörbe aufgestellt. Auch wenn es sich nicht so anfühlt, der Sommer naht!
AUS DER HAMBURG-AUSGABE
© ullstein bildDie Zeitmaschine
In 53 Minuten von Hamburg nach Berlin – mit dem Transrapid wäre das möglich gewesen. Warum noch mal wurde daraus nichts? Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Artikel von ZEIT:Hamburg-Redakteur Yannick Ramsel.
Zuerst ging der Mensch gebückt, dann richtete er sich auf, später fuhr er Fahrrad, Auto, irgendwann flog er sogar. Aber so wie im Sommer 1979 in Hamburg hatte er sich noch nie fortbewegt. Die Hansestadt ist in jenem Jahr Ausrichterin der Internationalen Verkehrsausstellung, und mitten durch Hamburg, vom Messegelände bis zum Heiligengeistfeld, zieht sich eine 908 Meter lange Teststrecke auf Stelzen. Rund 55.000 Neugierige steigen zum ersten Mal überhaupt in einen Transrapid und ... ja, wie soll man es sagen? Sie fahren ja nicht. Sie schweben.
Ein Transrapid ist ein Zug, der auf einem Magnetfeld zwischen Schiene und Waggon gleitet, ganz ohne Berührung. Die Technologie wurde in Deutschland entwickelt. Schneller, leiser, verschleißärmer als die Eisenbahn: Ab den Siebzigerjahren setzt die Bundesrepublik große Hoffnungen in den neuen Zug und fördert die Forschung. 1994 beschließt die Regierung: Zwischen Hamburg und Berlin soll eine Pilotstrecke entstehen, auf der die Magnetschnellbahn mit bis zu 430 km/h unterwegs sein soll – und nur 53 Minuten braucht.
Doch daraus wird nichts. Für die Strecke zwischen den beiden Städten, eine der meistbefahrenen des Landes, braucht man mit dem ICE heute doppelt so lange. Im kommenden Sommer beträgt die Fahrzeit sogar – vorübergehend – das Dreifache der üblichen Fahrtzeit, weil die Bahn die Gleise sanieren muss. Wie schön wäre es da, sagen zu können: Ich schwebe nach Berlin! Woran scheiterte der Traum?
Die Antwort lesen Sie in der ungekürzten Fassung dieses Artikels auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ
© Jan Kräutle"Es hat Personen gegeben, Wissenschaftler auch in meinem Fach, die sich früh in der Pandemie mit falschen Positionen in der Öffentlichkeit festgelegt haben und es nie geschafft haben, sich selbst zu korrigieren, sondern sich argumentativ verhärtet haben."
Am 13. März 2020 verkündete der Senat den Corona-Lockdown. Fünf Jahre später bilanziert ein neuer Podcast von ZEIT ONLINE, was in der Pandemie geklappt hat – und was nicht. In der ersten Folge spricht der Virologe Christian Drosten. Das hören Sie hier.
DAS KÖNNTE SIE INTERESSIEREN
Ab heute können Sie sich für die Diskussion "Female Futures: Weg mit der Oma-Rolle" am 26.3. im KörberForum anmelden. Die Generation der über 60-Jährigen ist vielfältiger als je zuvor. Wie können die Oma-Klischees, die unter anderem durch Film und Fernsehen geprägt werden, durchbrochen werden? Darüber sprechen die Schauspielerin Jutta Speidel, die Filmproduzentin Barbara Wackernagel-Jacobs mit der Journalistin Silke Burmester.
"Female Futures: Weg mit der Oma-Rolle", 26.3., 19 Uhr, KörberForum, Kehrwieder 12, Anmeldung online, eine Teilnahme per Livestream ist ebenfalls möglich
MEINE STADT
Vorbereitungen zum Stunt von Fabio Wibmer am vergangenen Sonnabend © Oskar PiegsaHAMBURGER SCHNACK
Ein sonniger Morgen Anfang März: Ich stehe bei 6 Grad mit dem Fahrrad an der Ampel und denke mir, dass das dickere Paar Handschuhe trotz Sonne doch die bessere Wahl gewesen wäre. Mit mir an der Ampel stehen ein Motorradfahrer und ein Lkw. Der Fahrer des Lkw fährt die Scheibe runter und ruft dem Motorradfahrer zu: "Naaa, endlich wieder Sommer, wa?!"
Gehört von Conny Otten
DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN
Muckibuden-Beats, genüsslich schabende Besen und ein Extraschwapp Streicher (Z+)
– Alle mal herhören: Die interessantesten Alben des Frühjahrs kommen aus Hamburg.
Dann schlug sie zu (Z+) – Nach einer Antisemitismus-Lesung an der Uni Hamburg attackieren propalästinensische Aktivisten die Veranstalter. Das Wort "Kindermörder" fällt – und es kommt zum Eklat (aus dem Archiv, Mai 2024).
Die Zeitmaschine (Z+) – In 53 Minuten von Hamburg nach Berlin – mit dem Transrapid wäre das möglich gewesen. Warum noch mal wurde daraus nichts?
Hatten Sie zu viel Macht, Christian Drosten? – In der ersten Folge unseres Corona-Podcasts zieht Christian Drosten eine harte Bilanz. Und erklärt, warum er nicht noch einmal so in die Öffentlichkeit gehen würde.
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