Sind die Hamburger Wahlplakate gute Werbung? Und: Peter Tschentscher (SPD) nennt CDU "hamburgfeindlich", Dennis Thering (CDU) ist trotzdem offen für schwarz-roten Senat
26. Februar 2025, 10:00 Uhr
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Großflächige Wahlplakate zeigen Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz an einer Straße. © Kay Nietfeld/dpa Kristina Läsker © Florian Thoss für DIE ZEIT Liebe Leserin, lieber Leser,heute ist Mittwoch, Hamburg steckt haargenau zwischen den Wahlen zu Bundestag und Bürgerschaft, und zum Durchschnaufen möchte ich heute lieber über künstliche Intelligenz (KI) schreiben. Och, nöö, das finden Sie zu abstrakt? Fand ich erst auch. Aber es gibt im Alltag mehr künstliche Intelligenz, als man so ahnt.
Die Bäckereikette Junge etwa nutzt eine selbstlernende Software, die für Filialen in Hamburg entscheidet, welche Brötchen oder Kuchen angeboten werden. Gefüttert wird die Software mit Angaben zu Wetter, Wochentag – oder dazu, ob der HSV im Volksparkstadion spielt, dann verkaufen sich Laugenbrötchen besser als Körnerbrötchen.
Auch die Firma Globetrotter nutzt KI für den Einkauf. Denn der Outdoor-Ausrüster hat ein Problem: Er bestellt die Ware viele Monate vor dem Verkauf, und er liegt damit auch mal falsch. Globetrotter wüsste nur zu gerne, wie wahrscheinlich es ist, dass Sie oder ich am 15. Oktober 2025 in die Hauptfiliale in Barmbek kommen und eine Regenjacke suchen. Und ob die grün oder blau sein soll. Mit 50 Millionen Datensätzen hat Globetrotter die KI schon bestückt, damit sie passgenauer bestellt als die Mitarbeiter.
Auch die Otto Group nutzt KI in mehr als 70 Anwendungen, etwa bei der Konzerntochter Witt. Akuell arbeitet der Modehändler daran, dass Käufer die Ware in Suchmaschinen besser finden. Wenn Sie bei Google eingeben: "Kleider für Frauen ab 50 mit Bauch", sollen Sie schneller bei den Witt-Kleidern mit dem "schmeichelnden Schnitt, der sanft die Figur umspielt" landen als bei den Kleidern von Ulla Popken oder Heine. Ich habe mir diese uncharmante Eingabe nicht selbst ausgedacht. Dieses Beispiel hat der Data-Scientist von Witt am Dienstag bei einer Pressekonferenz genau so vorgestellt (der Mann war jünger als 50 und einen Bauch zum Kaschieren hatte er auch nicht). "Wir möchten unseren Kunden helfen", erklärte Sebastian Walter in dieser Konferenz. Walter leitet den Bereich "Digital and Consulting" bei der Otto-Gruppe und verantwortet solche Projekte. Was ich von Walter gelernt habe: Für Otto lohnt sich das Ganze. Der Händler rechnet mit einem "zweistelligen Millionengewinn in den nächsten Jahren" – zusätzlich und nur aus KI-Anwendungen. Ob und wie viele Jobs wegfallen, wenn bald die Maschinen übernehmen, hat Walter nicht gesagt.
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Vor ein paar Jahren übrigens hinkte Hamburg bei KI noch hinterher. Das ändere sich gerade, glaubt Ragnar Kruse, Gründer der Initiative AI Hamburg. Es gebe knapp 300 Software-Anbieter und Start-ups in der Stadt, die KI-Anwendungen enwickelten, doppelt so viele wie im Jahr 2023. Allerdings hat Hamburg auch ein Problem, es wird vergleichsweise wenig Geld für KI ausgegeben. Kruse sagt: "Hamburg ist in der Umsetzung nicht schlechter als andere Städte. Doch München oder Heilbronn etwa haben früher und massiver investiert."
Daraus könnte man jetzt eine Forderung an die künftige Hamburger Regierung ableiten. Muss man aber nicht. Wir sind heute ja in der Verschnaufpause.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihre Kristina Läsker, freie Autorin
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WAS HEUTE WICHTIG IST
© Marcus Brandt/dpaAngesichts des "desaströsen Wahlergebnisses" der SPD bei der Bundestagswahl hat Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher vor instabilen Verhältnissen nach der Bürgerschaftswahl gewarnt. Sein Ziel sei für Hamburg die Fortsetzung der Koalition mit den Grünen, sagte Tschentscher am Dienstag. Durch das Erstarken der Linken könnten aber insbesondere die Grünen so geschwächt werden, dass es für ein Zweierbündnis nicht mehr reiche. Eine Zusammenarbeit mit den Linken komme für ihn jedoch nicht infrage. Eine Koalition mit der CDU schloss Tschentscher zwar nicht aus. Er sagte aber, die Partei habe eine so "hamburgfeindliche und zukunftsfeindliche Blockadehaltung", dass er es sich nicht vorstellen könne, "mit der CDU auf einen Fortschrittskurs zu kommen". CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering zeigte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung am Dienstag dennoch offen für eine Zusammenarbeit mit der SPD. Die CDU wolle jedoch dafür kämpfen, "dass es für Rot-Grün nicht reicht und wir dann direkt mit in den Hamburger Senat gehen", kündigte Thering an.
Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst setzen sich am morgigen Donnerstag fort. Die Gewerkschaft ver.di ruft die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtreinigung, der Hamburg Port Authority sowie der Theater und Bühnen, der Bundesagentur für Arbeit sowie des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie zur Arbeitsniederlegung auf. Auch mehrere Hundert Beschäftigte der Stadt Hamburg sind zum Streik aufgerufen. Beim Fährlinienbetreiber Hadag kommt es deshalb voraussichtlich zu Einschränkungen des Betriebs.
Nach der Schließung des Hamburger Instituts für Sozialforschung im Sommer 2028 soll sein Verlag weiterbestehen: Die "Hamburger Edition" wird vom Wallstein Verlag in Göttingen übernommen. Das gaben die Geschäftsführungen beider Verlage am Dienstag bekannt. Der Markenname bleibe erhalten und das Programm mit Büchern zur Sozial-, Geschichts- und Politikwissenschaft werde fortgesetzt. Der Wechsel erfolgt zum 1. Januar 2028. Unklar ist noch, was aus den übrigen Bestandteilen des Instituts wird, etwa aus seinem Archiv mit Beständen zur Geschichte von Protest und Zivilgesellschaft.
In aller Kürze
• Eine Frau ist nahe dem Volksparkstadion mit ihrem Wagen ungebremst gegen eine Laterne geprallt und in der Folge an ihren Verletzungen gestorben • Die Hamburger Justiz hat im Jahr 2024 rund 1,43 Millionen Euro an Bußgeldern aus Strafverfahren an gemeinnützige Einrichtungen und Vereine ausgeschüttet. Die höchsten Einzelzuweisungen aus dem Sammelfonds erhielten der Hamburger Fürsorgeverein von 1948, der Weiße Ring und das Zweite Hamburger Frauenhaus
AUS DER HAMBURG-AUSGABE
© Oliver Voss GmbH"Wenn alles gleich ist, bedeutet es nichts"
Wahlplakate? Gerne, aber doch nicht so, sagt der Hamburger Werber und Agentur-Chef Oliver Voss – und rät den Parteien zu mehr Mut. ZEIT-Autorin Miriam Amro hat mit ihm gesprochen; lesen Sie hier einen Auszug aus dem Interview.
DIE ZEIT: Herr Voss, auf dem Weg zu unserem Gespräch kamen Sie an Dutzenden Wahlplakaten vorbei. Ist Ihnen eines besonders aufgefallen?
Oliver Voss: Ich habe ausschließlich Gesichter in Großaufnahme gesehen, die sich mir mit ihrem Namen und ihrer Partei vorgestellt haben. Unter guter Werbung verstehe ich etwas anderes.
ZEIT: Was denn?
Voss: Stellen Sie sich vor, Sie möchten jemanden in einer Bar ansprechen. Würden Sie dann als Erstes Ihren Vor- und Nachnamen sagen – und nichts weiter? Ich hoffe nicht! Sie brauchen einen guten Opener, sonst wird das nichts. Gute Werbung ist immer ein Gespräch. Sie muss mir im Kopf bleiben, ein Gefühl erzeugen oder mich auf neue Gedanken bringen. Bei mir lösen diese Gesichter jedenfalls nichts aus.
ZEIT: Die Parteien setzen trotzdem darauf. Warum?
Voss: Mich erinnern die Wahlplakate an die Bandenwerbung im Fußballstadion. Es gibt die Theorie: Wenn man die Werbung für ein bestimmtes Produkt hundert- oder tausendmal sieht, verankert sie sich so gut im Gedächtnis, dass man sich letztlich für das Produkt entscheidet. Ich bezweifle aber, dass dieses Prinzip bei Wahlplakaten funktioniert.
ZEIT: Was wäre Ihr Rat? Wie ginge es besser?
Voss: Wenn mein Gehirn die Informationen auf einem Wahlplakat verarbeitet, möchte es belohnt werden – mit Unterhaltung. Ideal wäre also eine möglichst authentische Mischung aus Unterhaltung und Information. Wenn ich heute die Max-Brauer-Allee entlangfahre und an jedem Baum die gleichen Gesichter sehe, fühle ich mich alles andere als unterhalten.
Warum Plakatwerbung immer noch so einen hohen Stellenwert hat und was mit mehr Mut bei der Gestaltung möglich wäre, lesen Sie weiter in der ungekürzten Fassung des Interviews in der Hamburg-Ausgabe der ZEIT oder auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ
© Kornelia Rumberg/plainpicture"Als die Mutter bei der Kita-Leitung anrief und ihren Verdacht mitteilte, habe die nur hilflos reagiert."
Das Landgericht Hamburg verurteilte einen 31-jährigen Erzieher zu fünfeinhalb Jahren Haft, weil er in einer Kita in Lohbrügge ein Mädchen mehrfach sexuell missbraucht hat – lesen Sie hier den Gerichtsreport von ZEIT-Autorin Elke Spanner.
DAS KÖNNTE SIE INTERESSIEREN
Vor der Bürgerschaftswahl lädt die Organisation Fridays for Future an zwei Abenden zur Podiumsdiskussion: am morgigen Donnerstag, 27. Februar, mit der Zweiten Bürgermeisterin und Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank, sowie am Freitag, 28. Februar, mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Dirk Kienscherf. Beide Veranstaltungen beginnen um 18 Uhr.
Podiumsdiskussion zur Bürgerschaftswahl, Donnerstag, 27., und Freitag, 28. Februar, Beginn um 18 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung bitte hier. Nach der Anmeldung erfahren Sie, wo die Veranstaltung in der Innenstadt stattfindet.
MEINE STADT
Ein Elbfischer auf vertiefter Elbe © Johann SchmidtHAMBURGER SCHNACK
Bei der Physiotherapie in Wandsbek. Der Therapeut, ein Quiddje: "Der Winter in Hamburg ist so kalt! Ich trage gerne Pullover mit Kapuzen, aber das geht jetzt nicht. Ich habe eine schwarze dicke Jacke, aber die ist so hässlich. Sieht aus wie eine Tonne." Pause. "Ich mag den Winter nicht! Nur wegen der Jacke."
Gehört von Wiebke Neelsen
DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN
"Wenn alles gleich ist, bedeutet es nichts" (Z+) – Wahlplakate? Gerne, aber doch nicht so, sagt der Hamburger Werber Oliver Voss – und rät den Parteien zu mehr Mut.
Es gab Hinweise, aber niemand wollte sie sehen (Z+) – Das Hamburger Landgericht verurteilt einen Erzieher zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis. Der 31-Jährige hat ein Mädchen in einer Hamburger Kita mehrfach sexuell missbraucht.
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