guten Morgen und willkommen zum zweiten Tag der Elbvertiefungs-Spezialwoche "Turbulente Zeiten" vom Hamburger Winterdom.
Zunächst möchte ich zu meinem gestrigen Testbericht des Überkopf-Karussells "Predator"
(Sie erinnern sich: die wild gewordene Waschmaschine) noch ein paar technische Daten nachliefern. Man fliegt mit etwa 60 Stundenkilometern im Kreis, bis zu 16 Meter hoch, die Beschleunigung, so habe ich gelesen, sei vergleichbar mit den Kräften beim Start einer Weltraumrakete.
Nur schwebt man eben nach ein paar Minuten nicht schwerelos im All, sondern steht froh und verstrubbelt wieder auf dem eisigen Asphalt des Heiligengeistfelds, wähnend, dass es wohl nur im Weltraum jetzt noch kälter wäre, und fragt sich: Was jetzt?
Eine naheliegende Option wäre: das "Infinity". Man kann es kaum übersehen: Wenn Sie am Kinder-Kettenkarussell stehen, rauscht es genau über Ihren Kopf hinweg – ein riesiges Pendel, das hin und her schwingt, sich immer mehr aufschaukelt, bis es sich überschlägt. "Ok, nie im Leben", denkt man sich, wenn man das von unten beobachtet. Und das ist eine absolut nachvollziehbare und sehr gesunde Reaktion, niemand ist gezwungen, mit diesem Ding zu fahren, mir fallen eine ganze Reihe sehr vernünftiger (erwachsener) Menschen ein, die schon im Kinder-Kettenkarussell überfordert wären, und auch das ist okay.
Ich bin trotzdem eingestiegen.
Ist halb so wild.
Sie steigen ein, der Boden wird hydraulisch abgesenkt, Sie legen ganz sanft die ersten Meter zurück – und sind per Sicherheitsbügel so fest in ihren Sitz eingespannt, dass Sie das Gefühl haben, nicht Sie drehten sich, sondern die Welt drehe sich um Sie. Nichts wackelt, nichts quietscht, irgendwann hängen Sie waagerecht und schauen in den schwarzen Himmel, rummms, geht es wieder runter und auf die andere Seite, rummms, wieder zurück, und bald hängen Sie kopfüber auf etwa 60 Meter Höhe. Das Pendel bleibt oben kurz stehen, fährt dann, rummms, wieder runter, wieder hoch, wieder nach ganz oben. 60 Meter, so hoch ist angeblich der begrünte Bunker, wo ist der doch gleich, fragt man sich, dann wieder, rummms, runter. Unten peitscht die Musik in die Ohren.
© ZONNewsletter
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Ganz oben ist es still. Herrlich. Die Welt steht kopf, aber das tut sie ja ohnehin, nur man selbst befindet sich für gewöhnlich in einem eher ungünstigen Winkel. Hier oben, für zwei, drei Sekunden, ist auf einmal alles im Lot.
Nur die Schreie der anderen stören ein wenig. Unten schreien die doch auch nicht so.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihr Florian Zinnecker
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WAS HEUTE WICHTIG IST
© Axel Heimken/dpaEine vermeintliche Kostenexplosion bei der Planung des Stadtteils Oberbillwerder hat sich als Kommafehler herausgestellt. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion wollte wissen, warum die Kosten für die Erschließungsplanung des ersten Bauabschnitts von 1,6 auf 110 Millionen Euro gestiegen seien. Der Senat antwortete: "Bei der Veröffentlichung vom 24. Dezember 2019 zur EU-Ausschreibung 614974-2019 scheint ein Übertragungsfehler unterlaufen zu sein, der den damals Beteiligten in der Prüfung nicht aufgefallen ist." Tatsächlich sei der Vertrag mit einer Gesamtsumme von 1.099.976,58 Euro geschlossen worden und nicht mit 110 Millionen. Für eine Anpassung des Bebauungsplans im Juli 2024 sei außerdem ein Nachtrag in Höhe von 251.005,21 Euro fällig, nicht von 25 Millionen Euro, wie in einer weiteren EU-Ausschreibung angegeben. Die beiden fehlerhaften Angaben hätten keine tatsächlichen Kostenauswirkungen gehabt, sagte der Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, André Stark. Das Foto zeigt Bürgermeister Peter Tschentscher und die damalige Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld bei der Präsentation des Masterplans Oberbillwerder im Jahr 2019.
Vor dem Hamburger Oberlandesgericht hat der Sänger Heino (85) im Streit um ausstehende Gagen gegen seinen ehemaligen Manager gewonnen. Das Gericht verurteilte den Manager zur Zahlung von 76.470 Euro zuzüglich neun Prozent Zinsen seit November 2019, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Den Großteil seiner Forderungen in Höhe von rund 125.000 Euro hatte ihm in erster Instanz bereits das Hamburger Landgericht zugesprochen. "Wenn man mit 80 Jahren vor Gericht zieht und dann mit fast 86 Jahren das Urteil bekommt, dann freut man sich, dass man das noch erleben darf", sagte Heino der Deutschen Presse-Agentur. "Nun ist Zahltag!"
Das Landgericht Hamburg hat erneut eine Klage gegen den Corona-Impfstoffhersteller BioNTech wegen möglicher Impfschäden abgewiesen. Die Klägerin habe nicht genügend ärztliche Unterlagen vorgelegt, um zu zeigen, dass der Wirkstoff geeignet ist, um diese Impfschäden auszulösen, sagte der Richter der Zivilkammer zur Urteilsverkündung.
In aller Kürze
• Beim Brand eines Einfamilienhauses in Schnelsen rettete die Feuerwehr einen Mann aus den Flammen. Er sei beatmet und mit einer schweren Rauchgasvergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher • Die seit Anfang November bestehende Sperrung der U-Bahnlinie U1 zwischen den Haltestellen Lattenkamp und Ohlsdorf bleibt fünf Tage länger bestehen als geplant und endet am 15. Dezember, teilte die Hochbahn mit
THEMA DES TAGES
© Bettina Theuerkauf für DIE ZEIT"Ich möchte alles geben und brauche es nicht bequem"
Die Hamburger Schauspielerin Lina Beckmann war ein schüchternes Kind. Im Interview erzählt sie, wie sie gelernt hat, sich von der Angst nicht mehr lähmen zu lassen. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch aus der aktuellen Ausgabe der ZEIT.
DIE ZEIT: Wir sitzen im Marmorsaal des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, wo Sie seit elf Jahren fest zum Ensemble gehören. Viele Zuschauer und Zuschauerinnen kommen allein ihretwegen hierher. Erinnern Sie sich noch, womit Ihre Leidenschaft fürs Theater anfing?
Lina Beckmann: Wir sind als Familie nie ins Theater gegangen, dafür war kein Geld da. Manchmal waren wir im Zirkus. Und einmal kam so eine Wandertruppe aus Süddeutschland in die Stadt, Compagnia Buffo hieß die. Die hatten sehr schwarzen Humor und waren wirklich besonders. Ich weiß noch, dass ich gelacht und geweint habe, und als der Abend vorbei war, hatte ich richtig Liebeskummer. Die haben einen Zauber ausgestrahlt, nach dem ich mich gesehnt habe.
ZEIT: Sie sind mit vier Geschwistern aufgewachsen. Wurde da auch zu Hause Theater gespielt?
Beckmann: Ich kann mich erinnern, dass wir einmal ein Krippenspiel aufgeführt haben, zusammen mit Freunden. Wir nannten uns die Herner Hasen, weil wir ja in Herne wohnten. Meine ältere Schwester Maja, die auch Schauspielerin geworden ist, hat alles organisiert, die Regie gemacht und die Kostüme zusammengesucht. Ich wollte auf keinen Fall mitspielen, auch keinen Text sprechen. Dann wurde ich Maria, die vollkommen in sich gekehrt mit dem Kinde durch den Wald lief. Meine Schwester hat mich oft nach vorne geschubst. Sagte ich zu ihr: "Nein, ich will nicht!", antwortete sie mir: "Du machst das jetzt!" Wenn ich mich dann getraut habe, war ich superstolz.
ZEIT: Sie waren ein schüchternes Kind?
Beckmann: Ich war still und schüchtern, aber in meinem Kopf war immer viel los. Ich habe viel gedacht und gefühlt, war einfach sehr gerne alleine mit mir und hatte nicht das Bedürfnis, viel zu reden.
ZEIT: Heute schwärmen Kritiker und Fans von der "Naturgewalt", die Sie auf der Bühne ausstrahlen. In diesem Jahr sind Sie zum dritten Mal Schauspielerin des Jahres geworden. Empfinden Sie sich selbst als gewaltige Kraft, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Beckmann: Alles, was mir zur Verfügung steht, benutze ich auf der Bühne. Ich haushalte nicht. Ich möchte alles geben und brauche es nicht bequem.
ZEIT: Warum nicht?
Beckmann: Ich möchte zumindest versuchen, dass man berührt wird, wachgerüttelt, dass man sich erschrickt. Angesichts der Situation, die wir in der Welt gerade erleben, ist das doch unsere Aufgabe.
Wovor Lina Beckmann sich fürchtet, wie viel Konkurrenz eine Schauspieler-Familie verträgt und worum sie ihren Mann Charly Hübner beneidet, lesen Sie in der vollständigen Fassung des Interviews auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ
© Alexandra Polina für DIE ZEIT"Begonnen hat die Revolution in einem unscheinbaren Ladenlokal an der Mönckebergstraße. Hinter dem Tresen stehen fünf Männer, Spieße drehen sich, auf einem Fenster klebt ein Plakat, auf dem das Wort ›Weltneuheit‹ prangt. Darunter ein Bild von einer Art Teigscheibe: Das ist er, der Ufo-Döner."
ZEIT-Autor Tom Kroll testet Hamburger Fastfood-Trends – sein Gutachten aus dem aktuellen Hamburg-Teil der ZEIT können Sie hier lesen.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Der Felix Jud Bookstore, die neue Filiale von Felix Jud zwischen Dammtorbahnhof und Alster, veranstaltet jeden ersten Dienstag im Monat – also auch heute – einen "Silent Book Club". In diesem Format geht es nicht um Austausch, sondern man kann bei einem Getränk aus einem mitgebrachten oder vor Ort neu gekauften Buch still in Gemeinschaft lesen.
"Silent Book Club", 3.12., 18–20 Uhr; Felix Jud Bookstore, Warburgstraße 8
MEINE STADT
Gesehen im Gebäude vom Holzhafen © Pauline HinrichsHAMBURGER SCHNACK
S-Bahn Richtung Blankenese. An der Station Königstraße steigen eine Schulklasse und die dazugehörigen Lehrerinnen und Lehrer ein. Als wir den Bahnhof Altona verlassen und wieder oberirdisch fahren, sagt ein Lehrer mit sonorer Stimme zu den Kindern: "Ihr packt jetzt die Handys weg und schaut aus dem Fenster." Eine andere, ebenso vernehmliche Stimme weiter hinten im Wagon ergänzt: "Und das gilt für alle anderen auch!"
Gehört von Gunther Wallrath
DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN
Sie waren schüchtern, Lina Beckmann? (Z+) – Die Schauspielerin über ihre Sehnsucht nach dem Theater, für das sie die Schule abgebrochen hat. Und über die Angst, auf der Bühne die Stimme zu verlieren.
Was isst denn der da? (Z+) – In Hamburg stehen Menschen nicht nur für eine Tafel Dubai-Schokolade stundenlang an. Tom Kroll hat vier weitere Food-Trends ausgemacht – und sich eingereiht.
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