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Hamburger Ehrenbürger: Ideen haben viele

Hamburger Ehrenbürger: Ideen haben viele

Udo Lindenberg, Kirsten Boie, John Neumeier und Michael Otto trafen sich im Hamburger Rathaus, um über die Zukunft der Stadt zu sprechen. Ob das was bringt, ist fraglich.

7. Dezember 2022, 20:21 Uhr

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Hundert Jahre Übersee-Club, Hamburgs nobelster "Verein zur Förderung des Austauschs von Wirtschaft und Wissenschaft" feiert ein großes Jubiläum. Gegründet wurde der Club 1922 auf Initiative des Bankiers Max Warburg. 1934 aufgelöst, seit 1948 wieder die erste Adresse der Stadt, wenn es um die Vernetzung von Industriellen, Kulturträgern und Wissenschaftlern geht.

Ein Abend im Großen Festsaal des Rathauses war also angemessen und die Gästerunde entsprechend illuster: Drei Ehrenbürger und eine Ehrenbürgerin nahmen am Dienstag auf dem Podium Platz. Und die rund 300 geladenen Gäste kamen in den Genuss eines aufschlussreichen Gesprächs.

Moderiert von Lars Haider, dem Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, plauderten Udo Lindenberg, Kirsten Boie, John Neumeier und Michael Otto heiter durcheinander und streckenweise auch ein wenig aneinander vorbei.

Lindenberg, der ewige Schlapphutträger und Vorzeigerocker mit Wohnsitz im Hotel Atlantic. Boie, die in Hamburg weltberühmte und in der Welt hochgeschätzte Kinderbuchautorin. Neumeier, der seit Jahrzehnten versucht, Hamburg zur Ballettstadt zu machen. Und Michael Otto, der hanseatische Patriarch (obwohl er ein Zugereister ist), das Abziehbild des konservativen Unternehmers, elegant und bescheiden, zurückhaltend und selbstbewusst.

Diese Galionsfiguren eines modernen, auf Internationalität und Liberalität setzenden Hamburg wurden von Herrn Haider befragt, was ihnen Hamburg bedeute. Wie es um die Kultur und das Wirtschaftswachstum bestellt sei. Was man besser machen könne, um diese "schönste Stadt der Welt" noch schöner und besser machen zu können.

Lindenberg, hingefläzt auf den Podiumssessel, als sei er ein Teenager, der sich vor Langeweile in sich selbst verknotet, nuschelte etwas von "Kulturstandort" und "tolle Rockszene". Auch die Beatles wurden erwähnt und die Reeperbahn, ansonsten verstand man den Musiker leider nur momenteweise.

© ZON

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Boie beharrte auf ihrem Kernthema, der Leseförderung für Kinder. Dagegen war und ist nichts einzuwenden. Wenn jeder fünfte Schulabgänger in Hamburg nicht wirklich lesen kann, wie die Autorin erklärte, dann ist etwas im Argen.

Boies nüchterne Analyse des Kulturstandorts Deutschland im Allgemeinen und Hamburgs im Besonderen stand quer zu Lindenbergs Kulturgenuschel. Sagen was ist, das ist nicht nur eine journalistische, sondern auch eine bürgerliche Tugend. In diesem Sinne machte Boie ihrem Rang als Ehrenbürgerin alle, nun ja, Ehre.

Michael Otto, der Hamburger Firmenpatriarch: Von ihm ließ man sich in längeren Exkursen über Wissenschaftsförderung und wirtschaftliche Projekte belehren. In einer Thomas-Mann-Verfilmung wäre der 79-Jährige in jedem Fall plausibel als Senator. Gut, wenn die besitzbürgerliche Klasse dieser Stadt so kompetent und geschmackvoll vertreten wird.

John Neumeier wirkte auf den ersten Blick ein wenig naiv, auf den zweiten aber dann einfach nur engagiert. Als er vor vielen Jahren in den Norden gekommen sei, sei er der "am wenigsten populäre Mensch Hamburgs" gewesen. Denn seine Arbeit habe er auf große Zeiträume hin angelegt. Die Vision einer Kunst- und Tanzstadt Hamburg lasse sich eben nicht in ein, zwei Legislaturperioden realisieren.

Das stimmt: Hamburg ist eine Stadt, die selbstbewusst ihre Vorzüge ausstellt – Elblage, Alsternoblesse, patrizische Eleganz, Reeperbahn-Spaß –, aber mit der Kultur tut sie sich in den meisten Sparten schwer. Der Etat von Kultursenator Carsten Brosda (SPD) liegt deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Zu Recht beschweren sich Theatermacher und Theatermacherinnen genau wie Leitende von Museen über einen Mangel an Zuschüssen.

Ob eine Ehrenbürgerinnenrunde daran etwas ändern kann, ist fraglich. Lindenbergs Hymne auf Hamburgs Popkultur jedenfalls war ein wenig verstaubt. Die großen Stars der Stadt sind abgewandert: Jan Delay, Jochen Distelmeyer (Blumfeld), Tocotronic, Roger Cicero: alle in Berlin (oder tot). Wenn noch Bernd Begemann das Weite sucht, gehen hier popmusikalisch allmählich die Lichter aus.

Was den Wirtschaftsstandort Hamburg angeht: Michael Ottos unternehmerisches und mäzenatisches Engagement kann nicht alles allein richten. Bezahlbare Wohnungen fehlen weiterhin, die soziale Segregation schreitet fort. Und auch was Lese- und Ballett- bzw. Hochkulturkompetenz angeht, darf die Stadt ruhig noch etwas zulegen. 

Am Ende hielt man sich an Michael Ottos Pragmatismus. Gefragt, wie er die Idee von Klaus-Michael Kühne, eine neue Oper zu bauen, fände, sagte er: "Ideen haben viele. Man muss sie halt realisieren." Genau: Talkrunden sind das eine, politisch und wirtschaftlich schlüssiges Handeln das andere.


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