um 8.54 Uhr verschickte die CDU-Bürgerschaftsfraktion am gestrigen Morgen ein paar Worte zu den Umbesetzungen im Senat, die am Vorabend durchgesickert waren – und die die CDU, das ist ihr Job als Oppositionspartei, nun zugleich als schlecht, aber auch überfällig zu befinden hatte. So geschah es auch: Die Senatsumbildung bringe "keinen notwendigen Neuanfang", hieß es in der Mitteilung, und so wie Sie jetzt gerade, stutzten auch wir beim Lesen kurz: Sollte das bedeuten, die CDU finde den Neuanfang im Senat also unnötig, den die Personalien in ihren Augen offenbar bringen? Vielleicht waren wir aber auch einfach noch nicht richtig wach, und ohnehin will ich auf etwas anderes hinaus.
Im Text wurde dann Fraktionschef Dennis Thering mit den Worten zitiert, der Senat befinde sich "seit Längerem im schweren Fahrwasser". Mit Metaphern aus der Seefahrt kann man in Hamburg ja eigentlich nichts falsch machen. Aber bitte: Wurde jemals so leichtfertig eine Pointe verschenkt? Wenn, dann befindet sich der Senat doch nicht in schwerem, sondern in flachem Fahrwasser und droht im Schlick stecken zu bleiben.
Aber wahrscheinlich gilt auch in der CDU die Devise: No jokes with the Elbvertiefung.
Wir respektieren das natürlich, ich meine: Wer, wenn nicht wir, völlig unabhängig davon, dass wir in der gestrigen Ausgabe mal wieder "flussaufwärts" und "flussabwärts" verwechselt haben, dabei können wir "oben" und "unten" für gewöhnlich eigentlich ganz gut auseinanderhalten.
Um 18 Uhr trat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Rathaus schließlich vor die Kameras – und verkündete offiziell das Stühlerücken, das die CDU am Morgen als den nicht nötigen Neuanfang bezeichnet hatte: Wie bereits gestern berichtet, scheidet Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) aus dem Amt, ihr folgt die bisherige IBA-Geschäftsführerin Karen Pein nach. Für größere Überraschung sorgt der Wechsel der bisherigen Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD), die an die Spitze des Wirtschaftsressorts rotiert. Jenes Ressort, das der bisher amtierende Senator Michael Westhagemann (parteilos) auf eigenen Wunsch verlässt.
© ZONNewsletter
Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für HamburgErfahren Sie aus der Redaktion der ZEIT, was in Hamburg wichtig ist – prägnant, persönlich und pointiert, jeden Werktag um 6 Uhr
Mit Ihrer Registrierung nehmen Sie die Datenschutzerklärung zur Kenntnis.
Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.
Westhagemann begann seine kleine Abschiedsrede mit den Worten: "Ich muss jetzt aufpassen, weil ich so nahe am Wasser gebaut bin". Kurz darauf kämpfte er tatsächlich mit aufkommenden Tränen. Es sei ihm eine Ehre gewesen, aber der Zeitpunkt für den Abschied nun richtig. Tschentscher lobte ihn als Innovationstreiber, besonders im Bereich der Wasserstofftechnologie: "Man nennt ihn mittlerweile Mr. Hydrogen." Auf seine Leistung werde man noch weit in der Zukunft zurückblicken.
Melanie Leonhard war anzuhören, dass ihr der Abschied aus ihrem alten Ressort nicht leicht fällt. "Vorübergehend" würde sie die sozial- und arbeitsmarktpolitischen Themen, die ihr ans Herz gewachsen seien, "nun aus anderer Rolle unterstützen". Nach Informationen der ZEIT musste Tschentscher seine Sozialsenatorin erst zu dem Wechsel überreden. In ihrem bisherigen Amt folgt ihr Melanie Schlotzhauer (SPD) nach, die bislang als Staatsrätin der Behörde tätig war.
Neuanfang hin oder her, ein paar Dinge werden im Senat künftig ganz sicher anders laufen.
Hoffen wir, dass es die richtigen sind.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!
Ihr Florian Zinnecker
Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, worüber wir berichten sollten? Schreiben Sie uns eine E-Mail an hamburg@zeit.de.
WAS HEUTE WICHTIG IST © Christian Charisius/dpaNur drei Wochen nach ihrer Eröffnung muss die "Zeltphilharmonie" auf dem Gelände des Kreuzfahrtterminals Steinwerder im Hafen schon wieder schließen. Der Grund sei die angespannte Situation auf dem Konzertmarkt, teilten die Veranstalter mit. Ticketverkäufe liefen bei kleinen und mittelgroßen Konzerten fast überall schleppend. Mehrere Konzerte seien in kleinere Säle wie die Große Freiheit 36 verlegt worden, andere Künstler hätten ganze Tourneen abgesagt. Das Zelt über eine lange Zeit ungenutzt stehen zu lassen komme jedoch nicht infrage.
Im Streit um die Verklappung des Schlicks aus der Tideelbe starten kommende Woche erste Gespräche zwischen dem Bund und den Ländern. Ein erstes Gespräch werde es am kommenden Freitag geben, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Montag. Weitere Gespräche – auch zwischen den Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein – folgten. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte in einem am Wochenende bekannt gewordenen Brief Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) ein Drei-Länder-Gespräch vorgeschlagen. Ziel sei, zu einer "gemeinsamen nachhaltigen Lösung des Schlickproblems der Tideelbe zu kommen", berichtete die "Welt". Tschentscher wiederum hatte sich in einem Schreiben an Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) für einen nationalen Hafengipfel mit allen norddeutschen Ländern eingesetzt.
Ein 20-Jähriger und sein 29-jähriger Bruder sollen seit Jahresbeginn gemeinsam mit einer unbekannten dritten Person in Hamburg 85 Tankbetrüge begangen haben. Am Freitag wurde die Wohnung der Brüder durchsucht, dabei wurden Beweismittel sichergestellt, wie die Polizei am Montag mitteilte. Für die Betrüge sollen sie acht Fahrzeuge mit wechselnden Kennzeichen genutzt haben. Bei den 85 Taten sei ein Schaden in Höhe von 18.000 Euro entstanden.
IN ALLER KÜRZEAuf ihrer kommenden Welttournee will die Metalband Metallica am 26. und 28. Mai 2023 in Hamburg auftreten • Im S-Bahn-Tunnel zwischen den Stationen Landungsbrücken und Reeperbahn ist am Sonntagmorgen ein stark alkoholisierter 22-Jähriger mit lebensgefährlichen Verletzungen gefunden worden; die Polizei ermittelt • Ein 50-jähriger Fensterputzer ist auf St. Pauli aus dem zweiten Geschoss des Schmidts Tivoli gestürzt und kam schwerstverletzt in ein Krankenhaus. Zwei Zeugen, welche den Sturz sahen, mussten notärztlich versorgt werden •
THEMA DES TAGES Die UnerschrockeneDurchgesickert war es bereits am Sonntag, aber erst am Montagabend verkündete Bürgermeister Peter Tschentscher die Senatsumbildung offiziell: Michael Westhagemann (parteilos) tritt als Wirtschaftssenator zurück, seine Nachfolgerin wird die bisherige Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD). Sie steht für einen völlig neuen Politikstil, ganz anders als ihr Vorgänger. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Porträt von Christoph Heinemann und Kristina Läsker.
Zwei Spitzenjuristen haben einmal erlebt, was passiert, wenn Melanie Leonhard ungemütlich wird. Die Hamburger Sozialsenatorin hatte in einem Interview die Familiengerichte kritisiert: Da "gerate das Kindeswohl aus dem Blick". Das wollten die Präsidentin des Oberlandesgerichts und der oberste Amtsrichter nicht hinnehmen und formulierten einen empörten offenen Brief. Und die Senatorin? Sie überließ ihrem Sprecher die Erwiderung: Offene Briefe kommentiere man nicht. Aber sie nehme kein Wort zurück.
Ihre Mitarbeiter schwärmen, wie bedacht und einfühlsam Leonhard sei, aber auch, wie schnell sie zu einer Kämpferin werde, wenn es nötig sei. "Wir brauchen mehr Entscheidungen und weniger Waschlappen in der Politik", sagte sie kürzlich der "Welt".
Ihre harte Seite wird Melanie Leonhard auch in ihrem neuen Job brauchen, so viel ist abzusehen. Vielleicht sogar mehr denn je.
Am Montagabend hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bekannt gegeben, dass Leonhard ins Wirtschaftsressort wechseln werde. Der bisherige Amtsinhaber Michael Westhagemann hatte Tschentscher aus persönlichen Gründen um seine Abberufung gebeten. Er hat bereits vor mehreren Jahren eine Krebsdiagnose erhalten.
Die kurzen Reden der neuen Senatorin und des alten Wirtschaftssenators bei der Pressekonferenz gerieten denkwürdig. Der Abschied aus ihrem bisherigen Ressort falle ihr nicht leicht, sagte Leonhard, sie trage die sozialen Themen weiter im Herzen. "Vorübergehend", so rutschte es ihr dann heraus, gehe sie nun aber auf ein anderes Politikfeld. Westhagemann kämpfte mit den Tränen, als er sagte: "Es war mir eine Ehre, danke."
Der Wechsel bedeutet auch das Ende einer Serie: Die letzten drei Wirtschaftssenatoren hatten alle kein Parteibuch, keine Erfahrung in politischen Ämtern. Alle waren Männer, vormals erfolgreiche Manager am Ende ihrer Karriere, die ihre Erfahrung und ihre Verbindungen nun für den Senat einsetzen sollten.
Zuletzt ging dieser Plan jedoch nicht auf. Westhagemann galt nicht nur als amtsmüde, sondern auch als angezählt.
Warum Michael Westhagemann als angezählt galt, wie sich Vertreter der Hafenwirtschaft über Westhagemanns Nachfolgerin äußern und wie die zunächst über das Angebot dachte, ins Wirtschaftsressort zu wechseln, lesen Sie in der vollständigen Fassung des Porträts von Christoph Heinemann und Kristina Läsker hier auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ © Jonas Walzberg/dpa"Wie ein Baumstamm lag die Leiche da."
Der 13. Mai 2022 fing nicht gut an für Dennis K.: Erst kündigte ihm sein Chef, dann stritt er sich mit seiner Partnerin, die mit beiden Kindern zu ihren Eltern flüchtete. Eine Corona-Infektion hatte Dennis K. noch dazu. Und dann? Verspottete ihn die Gelegenheitsprostituierte, mit der er sich abends auf einem Parkplatz traf. So zumindest stellte es Dennis K. dar, nachdem er die Frau getötet und ihre Leiche im Minivan seiner Familie in ein Waldstück im Landkreis Harburg gefahren hatte, um sie dort abzuladen. Der Mann sieht sich als Opfer. Gestern entschied das Landgericht: Nein, ein Opfer sei er nicht, sondern ein Mann, der getrieben war von "Selbstsucht" und "äußerster Rücksichtslosigkeit".
Die ZEIT-Autorin Elke Spanner hat den Prozess verfolgt, ihren Bericht über die Urteilsverkündung lesen Sie hier.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUENMan kennt sie, die Lotsenmänner in der Elbe, den Mann auf der Giraffe, die langbeinigen Figuren am Hühnerposten – doch wie hieß er noch, der Künstler? Stephan Balkenhol. Die Galerie Priess zeigt in einer Ausstellung neuere Arbeiten von ihm, Holzskulpturen und Reliefs.
"Stephan Balkenhol. Teufel noch mal …!", zu sehen bis 3. Dezember; Holger Priess Galerie, Admiralitätsstraße 71, Donnerstag und Freitag von 14 bis 18.30 Uhr, Samstag 12 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung
MEINE STADT Moderne und Antike – farblich aufeinander abgestimmt (Altona) © Heide Wittrock HAMBURGER SCHNACKHerbstgespräche auf dem Ohlsdorfer Friedhof: Eine elegante Dame kommt zum Familiengrab und sagt leicht verzweifelt: "Mensch, Muddi, du bist ja völlig zugeblättert!"
Gehört von Heiko Illing
DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESENDie Unerschrockene (Z+) – Hamburgs neue Wirtschaftssenatorin steht für einen völlig neuen Politikstil, ganz anders als ihr Vorgänger. Die ersten Reaktionen: Überraschung – und Erleichterung
Ein Täter, der sich als Opfer sieht (Z+) – Ein Freier trifft eine Prostituierte. Bevor es zum Sex kommt, erwürgt er sie. Jetzt musste das Landgericht Hamburg entscheiden: War es Notwehr, wie der Mann behauptete?
RetroSearch is an open source project built by @garambo | Open a GitHub Issue
Search and Browse the WWW like it's 1997 | Search results from DuckDuckGo
HTML:
3.2
| Encoding:
UTF-8
| Version:
0.7.3