Fast jeder kennt die Hits von Fettes Brot. Aber wie gut ihre Texte waren, wird noch nicht ausreichend gewürdigt. Eine Verneigung zum Abschied
1. September 2022, 20:50 Uhr
Die Band Fettes Brot, bestehend aus König Boris, Björn Beton und Dr. Renz, bei einem Konzert in Frauenfeld in der Schweiz im Juli 2014 © Ennio Leanza/dpa Inhalt Auf einer Seite lesen InhaltSeite 1Geht's besser?
Kurz nach ihrer Gründung vor 30 Jahren hatten Fettes Brot ihren ersten großen Hit: Nordisch by Nature. Der Song wurde so erfolgreich, dass ihn die Band später selbst wieder aus dem Verkauf nahm, weil ihr die Sache unheimlich wurde. Es half nichts. Auf Betriebsfeiern füllt Nordisch by Nature bis heute verlässlich die Tanzfläche. Und noch in Regensburg wird auf Studentenpartys jede Zeile mitgerappt, obwohl dort eventuell nicht jeder weiß, was "Waterkant" bedeutet oder "Dans op de Deel". Seit Jahrzehnten ist die Band um König Boris, Björn Beton und Dr. Renz erstaunlich konsensfähig und sehr erfolgreich. Genau das ist der Grund, warum man jenen, die "echten Rap" lieben, mit Fettes Brot gar nicht kommen braucht.
"Als es kommerziell richtig erfolgreich wurde und sogar Frau Schmidt Nordisch by Nature hörte, wurden wir sauer", erinnert sich die Rapperin Cora E. in Könnt ihr uns hören, einem Buch über die Geschichte der deutschen Hip-Hop-Szene. "Dadurch, dass das auch Nicht-Hip-Hopper lustig fanden, kam uns das wie Nestbeschmutzung vor." Die Folge: Keine andere Gruppe, vielleicht mit Ausnahme der Fantastischen Vier, ist wohl so oft und so hart aus der Szene heraus gedisst worden wie Fettes Brot. Beispielhaft rappte Kool Savas: "Die meisten meiner Feinde sehen aus wie Dr. Renz."
Dass Fettes Brot auch von jenen, die ihre Hits lieben, als "Klamauk-Rap" oder "Spaßrap" wahrgenommen werden, verkennt zwei Dinge, die diese Band ausmachen: Erstens, wie handwerklich stark diese Band schon zu einem frühen Zeitpunkt war. Und zweitens, wie wach und lebendig sie bis zum Schluss geblieben ist. Man kann das veranschaulichen mit zwei Tracks, die nicht zu den Hits gehören, die vermutlich sogar als weitgehend vergessen gelten können und an die es sich gerade deshalb zu erinnern lohnt: Bundeskanzler und Vorurteile Pt. III.
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Bundeskanzler erschien 1998 auf dem dritten Album, Fettes Brot lässt grüßen. Es ist nicht ihre bekannteste Platte und auch nicht ihre beste, aber sie zeigt, wie avanciert die Rapper damals schon waren. In Bundeskanzler heißt es: "Wir hörten Metalgeschreddel aus Seattle und spielten Scrabble / Bei behaglicher Beleuchtung auf Boris' Bett / Und lachten über die Frisur von Alanis Morissette."
Was da technisch passiert, ist selbst aus heutiger Sicht noch beeindruckend. In der ersten Zeile reimt sich jedes Hauptwort ("Meddl", "Schreddl", "Sjeddl", "Skrebbl"), in der zweiten schiebt sich plötzlich ein endlos langer Stabreim in den Text (B-B-B-B-B), und während man sich fragt, wie die Band diese Sprachspielereien in der folgenden Zeile noch überbieten will, hört man schon: Sie tut es nicht. Sondern bindet die Szene mit einem perfekten Doppelreim ab.
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