Universitäten in den USA: Angriff auf den Geist
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Die Kernkompetenz der Trumpisten besteht im Anzetteln eines Kulturkampfes. So versuchen sie, klassisch populistisch, ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, indem sie die Eliteuniversitäten des "Anspruchsdenkens" bezichtigen. Diese meinten angeblich, sie könnten zusätzlich zu den üppigen Erträgen aus ihren Stiftungsvermögen das sauer verdiente Geld der Steuerzahler einkassieren und gleichzeitig den Volkswillen (der bekanntlich allein von Populisten repräsentiert wird) missachten.
Doch stimmt es nicht, dass der Staat privaten Universitäten Mittel zur freien Verfügung überweist. Vielmehr schließt er, nach enorm harten Auswahlverfahren, Verträge über die Förderung spezifischer Forschungsprojekte ab. Diese sind in der Regel hochrentabel: Aus jedem in die Grundlagenforschung investierten Dollar werden acht innerhalb von nur acht Jahren. Was die Regierung jetzt veranstaltet, ist eine wohl nur mit dem Brexit vergleichbare Selbstschädigung einer Nation. Es ist aber auch einfach Vertragsbruch.
Was können Universitäten tun? Sie müssen sich gemeinsam gegen die Regierung wehren. Präsidenten sollten nicht nur vereinzelt Meinungsartikel publizieren, sondern angesichts einer Divide-et-impera-Strategie kollektiv Stellung beziehen – auch wenn sie wohl Druck spüren vonseiten ihrer Stiftungstreuhänder, von denen viele eher um politisches Stillhalten bemühte Bankiers und Geschäftsleute sind. Die Hochschulen sollten es den Trumpisten auch nicht erlauben, Medizin, Naturwissenschaften und Ingenieursfächer gegen die Geistes- und Sozialwissenschaften auszuspielen (wie dies andere Autokraten, allen voran Orbán, schon getan haben). Man kann Universitäten auch enorm schaden, indem man einen unversöhnlichen Streit der Fakultäten anzettelt.
Kommunikation mit der breiteren Öffentlichkeit ist sicher eine Gratwanderung: Jahrzehnte des Kulturkampfes haben Bürgerinnen und Bürger, die rechts wählen, davon überzeugt, dass die Hochschulen dem Land aktiv schaden. Selbstrechtfertigungen dürfen nicht selbstgerecht klingen. Es ist in der Tat ein Problem, dass nach Jahrzehnten der Expansion viele Universitäten immer exklusiver geworden sind – wer mehr Bewerber zurückweist, klettert in den Rankings. Angesichts rasant gestiegener Studiengebühren können sich viele Amerikaner aus der Mittelschicht Hochschulbildung schwer leisten. Statt ostentativer Selbstkasteiungen ("Wir waren zu woke!") gilt es, diese Herausforderungen konkret anzugehen.
Damit soll nicht das Ökonomische gegen das Kulturelle und Moralische ausgespielt werden: Es gibt nicht nur finanzielle Hürden für junge Menschen aus nicht privilegierten Elternhäusern. Aber hier muss man auch unterstreichen, dass die rechten Kulturkämpfer gerade nicht mehr Studienplätze für Arbeiterkinder schaffen, sondern, folgt man dem Chefstrategen Rufo, die Hochschullandschaft insgesamt verkleinern wollen.
Exklusiv für Abonnenten Z+ (abopflichtiger Inhalt); Ordensbruder von Papst Leo XIV.: "Bob hat ästhetisches Gespür" Z+ (abopflichtiger Inhalt); Hermès: Wer warten darf, zahlt gerne mehr Z+ (abopflichtiger Inhalt); Paartherapie: Wir haben 40 Paartherapeuten nach ihrem ultimativen Rat gefragtEine Lektion aus Ländern, in denen Autokraten Universitäten auf Linie gebracht haben, ist, dass sich unabhängige Institutionen wie Gewerkschaften und die Welt der im weitesten Sinne akademischen Berufe gegenseitig unterstützen müssen. Hier handelt es sich, entgegen der populistischen Kampfrhetorik, nicht durchgehend um "liberale Eliten" (einige Staranwälte sind knochenharte Konservative), und die Logik, nach der Anwaltskanzleien, Medienunternehmen und eben auch Hochschulen funktionieren, ist offensichtlich nicht dieselbe. Aber dass Autokratien sie angreifen – man denke an Trumps bisher oft erfolgreichen Versuch, eine Art Schutzgeld von Kanzleien zu erpressen –, ist eben kein Zufall.
Nachdem Harvard nun selbst die Regierung verklagt, ist die Stimmung an vielen Hochschulen wahrscheinlich durchaus kämpferisch. Aber man darf nicht vergessen, dass wir gegen nichts weniger kämpfen als gegen einen Bundesstaat, dessen Regierung offenbar nicht zögert, seine Ressourcen rücksichtslos gegen jegliche Opposition einzusetzen.
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