Universitäten in den USA: Angriff auf den Geist
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Es geht nicht um Vielfalt, sondern um eine Kulturrevolution von rechts Ihr Browser unterstützt die Wiedergabe von Audio Dateien nicht. Download der Datei als mp3: https://zon-speechbert-production.s3.eu-central-1.amazonaws.com/articles/3beecd59-b4c5-4711-a9ec-1c6ddc8573b9/full_cd40f529116e2d4ead1e1a609c0fb79c1fd17b4a43dbdf7b8f21b57742131cad48d77162a4be3ceda556da977188b154.mp3 202 Kommentare ArtikelzusammenfassungJan-Werner Müller, Professor an der Universität Princeton, warnt vor dem gravierendsten Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit seit der Ära von Joseph McCarthy. Nachdem Princeton 210 Millionen Dollar an Bundesmitteln eingefroren wurden, zeigt sich, dass Autokraten versuchen, Universitäten gefügig zu machen. Die Trump-Regierung praktiziert autokratischen Legalismus, um Hochschulen einzuschüchtern und Macht zu demonstrieren. Der Konflikt mit Harvard zeigt, dass die Regierung eine Mao-artige Kulturrevolution von rechts anstrebt. Universitäten müssen sich gemeinsam gegen diese Angriffe wehren und dürfen nicht zulassen, dass Medizin und Naturwissenschaften gegen Geistes- und Sozialwissenschaften ausgespielt werden.
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Auch in Deutschland sitzt man bisweilen bösartigen Karikaturen auf, die von rechten Propagandisten in den Vereinigten Staaten schon seit den 1950er-Jahren verbreitet werden – und die mit der Realität an den rund 4.000 amerikanischen Hochschulen wenig zu tun haben. Die beliebtesten Studienfächer sind nach wie vor "Business" und "Health Professions" – ob die wohl von vermeintlich duchgeknallten, intoleranten Poststrukturalistinnen gelehrt werden? Nur eine klare Minderheit der Studierenden sind bei den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Allerdings: Zeigen die Statistiken nicht auch, dass die Professorenschaft ganz überwiegend die Demokraten wählt? Erstens kann man nicht einfach davon ausgehen, dass Hochschullehre im Verbreiten eigener Überzeugungen besteht – eine gute Professorin wird Studierenden nie vorschreiben, was sie zu denken haben, sondern ihnen zeigen, wie sie selbst kritisch und produktiv nachdenken können. Jenseits dieser Binsenweisheit darf daran erinnert werden, dass sich die Republikaner – nicht erst seit Trump – mit gnadenlosem Kulturkampf als eine Art Anti-Wissenschaftspartei positioniert haben. Insbesondere muss alles, was irgendwie dem Geschäft schaden könnte, angefangen mit Klimaforschung, diskreditiert werden. Ist es verwunderlich, dass Wissenschaftler nicht bei einer solchen Partei ihr Kreuzchen machen?
In ihrem jüngst an die Harvard-Universität geschickten Drohbrief fordert die Regierung, jeder Fachbereich müsse sowohl bei der Fakultät als auch unter den Studierenden "viewpoint diversity" – also so etwas wie Vielfalt der Weltanschauungen – nachweisen. Wo "Diversität" fehle, müsse eine "kritische Masse" von Professoren angeworben beziehungsweise von Studierenden zugelassen werden. Der amtierende Staatsanwalt in Washington verschickt zudem aggressive Schreiben an wissenschaftliche Fachzeitschriften mit der Frage, ob sie denn viewpoint diversity sicherstellen würden.
All dies erscheint, gelinde gesagt, als Doppelmoral, wurden doch andere Initiativen zugunsten von Diversität gleich am ersten Tag der zweiten Trump-Amtszeit verboten. Offensichtlich will man an den Hochschulen so etwas wie "Affirmative Action" für Konservative, die andere immer gern der Opfermentalität beschuldigen, sich selbst aber hemmungslos bemitleiden. Dass nun Business Schools angehalten würden, eine "kritische Masse" von Marxisten einzustellen, ist unwahrscheinlich, von Stellen an evangelikalen Hochschulen für Judith-Butler-Schülerinnen gar nicht zu reden.
Und wie genau will man ideologische Einseitigkeit eigentlich feststellen? Sollen sich Fakultätsmitglieder und Studierende einer Art Inquisition unterziehen? Werden Professoren vielleicht angehalten, Studierende zu denunzieren ("Die da hat ein Faible für Foucault!")? Offenbar geht es nicht nur um vorauseilenden Gehorsam, sondern eine Mao-artige Kulturrevolution von rechts – und gerade nicht um Grundrechtsschutz im Geist von James Madison und Thomas Jefferson, den großen Fürsprechern der Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit unter den Gründerfiguren der Vereinigten Staaten.
Universitäten in den USA US-Eliteuniversitäten: Trump gegen die Ewigkeit Z+ (abopflichtiger Inhalt); US-Universitäten: Wer denkt, steht unter Verdacht Z+ (abopflichtiger Inhalt); US-Hochschulen: "Das ist Social Engineering"Chris Rufo, ein rechter Aktivist, der im vergangenen Jahr bei der Demontierung der Harvard-Präsidentin Claudine Gay die Strategie vorgab, hat angekündigt, man wolle die Universitäten in einen Zustand "existenziellen Terrors" versetzen. Andere fordern, man müsse eine "Top-Uni stürzen", um ein Exempel zu statuieren. Folge ist in der Tat, dass Kolleginnen und Kollegen Angst haben, dass vor allem Naturwissenschaftler und Mediziner mit ihrem Gewissen ringen, wen sie jetzt in ihren Labors als Erstes feuern sollen.
Nicht zu Unrecht wird vermutet, die Regierung habe den Konflikt mit Harvard bewusst gesucht, um zu demonstrieren, was ihr an Terror-Instrumenten noch alles einfallen könnte: etwa der Entzug der Gemeinnützigkeit und die Besteuerung der Stiftungsvermögen (es ist eine aus autokratisch angehauchten Systemen bekannte Methode, Steuerbehörden für politische Zwecke zu nutzen). Oder die radikale Reduzierung der Zahl ausländischer Studierender. Reiche Universitäten, die von Konservativen als "zu kosmopolitisch" gebrandmarkt werden, könnten das wohl verkraften, aber für viele andere wäre es verheerend: An staatlichen Hochschulen subventionieren die hohen Gebühren der Nicht-Amerikaner die In-state-Studierenden. Anders als einem Viktor Orbán in Ungarn ist den Trumpisten internationales Standing gleichgültig; sie müssen auch keiner EU-Kommission vorgaukeln, noch lupenreine Demokraten und Rechtsstaatler zu sein.
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