Universität Harvard : Im Widerstand
Seite 2/2:
Wie weit kann und wird diese Regierung gehen? Ihr Browser unterstützt die Wiedergabe von Audio Dateien nicht. Download der Datei als mp3: https://zon-speechbert-production.s3.eu-central-1.amazonaws.com/articles/a56aa7e0-e149-4564-9e01-22927119f9aa/full_e2f183c7b3139e4b66c611cbb37ece5946acb5c499bf07572d38babc28c4494acbf7a10288e1c089a809991b3aa5c789.mp3 409 Kommentare ArtikelzusammenfassungHarvard-Präsident Garber weist die Forderungen der Trump-Regierung zurück, die die Autonomie der Universität bedrohen. Trump reagiert mit dem Einfrieren von Forschungsgeldern und Drohungen, die Lizenz für Austauschprogramme zu entziehen. Die Universität steht vor finanziellen Problemen, da sie ohne Bundesfördermittel nicht auskommt. Die Regierung will die Macht und den Status der Universitäten einschränken, um ein "verrottetes" Bildungssystem zu zerstören. Harvard wird als politische Organisation bezeichnet, die Antisemitismus fördert. Studierende und Professoren äußern sich besorgt über die Zukunft der Universität, während der Widerstand gegen die Regierung wächst.
Dies ist ein experimentelles Tool. Die Resultate können unvollständig, veraltet oder sogar falsch sein.Fanden Sie die Zusammenfassung hilfreich?
Send
Diese Audioversion wurde künstlich erzeugt.
Die Audioversion dieses Artikels wurde künstlich erzeugt. Wir entwickeln dieses Angebot stetig weiter und freuen uns über
Ihr Feedback.
Inhalt Auf einer Seite lesen InhaltSeite 2Wie weit kann und wird diese Regierung gehen?
Das Spiel auf Zeit ist Strategie der Regierung. Ohne jede Rechtsgrundlage und mit sofortiger Wirkung friert sie bundesweit Forschungsgelder ein. Die Hochschulen können dagegen klagen, doch solange der Prozess andauert, bleiben die Mittel gesperrt. Die Finanzierungslücken müssen so lange gestopft werden, sonst bricht die Forschung zusammen. Doch dreistellige Millionenbeträge über mehrere Jahre auszugleichen, fällt selbst den größten Universitäten in Amerika nicht leicht.
Harvard verfügt über ein Stiftungsvermögen von mehr als 52 Milliarden Dollar. Sie ist die reichste Universität der Welt. Und dennoch steht sie ohne Bundesfördermittel vor einem massiven Problem. Ihre Finanzierung (etwa 7 Milliarden Dollar jährlich) speist sich aus Studiengebühren, ungebundenen Direktspenden, der Bundesförderung und den Zinserträgen ihres Stiftungsvermögens. Letztere betragen allerdings nicht einmal ein Drittel des Jahresbudgets. Das Stiftungsvermögen selbst ist aufgeteilt in etwa 14.000 verschiedene Fonds und lässt sich nicht einfach liquidieren. Zudem gilt es als unantastbar. Im Finanzierungsmodell ist nicht vorgesehen, dass sich die Regierung gegen die Universität stellt.
Mathias Risse, Direktor des Carr-Zentrums für Menschenrechtspolitik an Harvards Kennedy School, lädt am Freitag in sein Büro. Vor ihm türmt sich ein Stapel Bücher, ganz oben sein eigenes Werk zur Politischen Theorie im Zeitalter der Digitalisierung. Daneben liegt ein gesticktes Kissen mit Harvard-Emblem. In großen Lettern steht darauf: Veritas – das Leitwort der Universität.
Trump kündige gerade einen wesentlichen Gesellschaftsvertrag zwischen den Universitäten und der Politik, aber auch der Bevölkerung auf, sagt Risse. Seit den Dreißigerjahren galt es als ausgemacht, dass die Gesellschaft von den Universitäten profitiert, weil deren Forschung Wirtschaftswachstum und Demokratie fördert. In sie zu investieren, schien nur logisch. "Jetzt scheint die Regierung diesen Vertrag ändern zu wollen", sagt Risse.
Das Herzstück des Campus in Cambridge: Harvard Square. Im Hintergrund: die Memorial Church © Tony Luong für DIE ZEITWodurch er ersetzt werden könnte, lässt sich erahnen, wenn man Christopher Rufo zuhört. Der bildungspolitisch einflussreichste Trump-Berater hat eine klare, ethnonationalistische, christliche Vision für die USA und die zukünftige Rolle der Universitäten entworfen. Der an Harvard gesandte Maßnahmenkatalog trägt seine Handschrift. In einem Interview mit der New York Times erklärte Rufo jüngst die Maxime seiner Strategie: Um das "verrottete, absolut korrumpierte" woke Bildungssystem der USA zu zerstören, wolle er den Universitäten ihr Geld, ihre Macht und ihren Status wegnehmen, "bis zu dem Punkt, an dem wir den Entscheidungsträgern, in diesem Fall den Mitgliedern der Harvard Corporation, so viel Schmerz zufügen, dass sie sich ändern müssen."
Mathias Risse bekommt das bereits zu spüren. Sein Institut wird von der Trump-Regierung als "center of concern" gelistet, das angeblich Antisemitismus fördere und Studierende ideologisch vereinnahme. Professoren müssten deshalb ausgetauscht, Inhalte kontrolliert und abweichendes Verhalten bestraft werden. "Als Zentrum für Menschenrechte haben wir uns natürlich mit dem Krieg im Nahen Osten und der Lage in Gaza beschäftigt", sagt er. "Aber das ist nur ein Bruchteil der Dinge, die wir tun." Von Indoktrinierung oder Antisemitismus könne keine Rede sein.
Exklusiv für Abonnenten Z+ (abopflichtiger Inhalt); Ulf Poschardt: Wer bremst, regiert Z+ (abopflichtiger Inhalt); Ukrainepolitik der USA: Trump kann es sich nicht leisten, die Ukraine im Stich zu lassen Z+ (abopflichtiger Inhalt); Deutscher Filmpreis: Größer als jeder PreisTatsächlich kommt es seit dem Terrorangriff der Hamas und Israels militärischer Reaktion vermehrt zu antisemitischen Übergriffen an amerikanischen Hochschulen. Dass es Trump aber ernsthaft darum geht, dagegen etwas zu tun, bezweifeln selbst jüdische Studierende und Professoren. "Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr", sagt die jüdische Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes bei einem morgendlichen Tee. Man müsse nicht viel über die Geschichte wissen, um das antisemitische Muster hinter der Trump-Politik zu erkennen: "Heute geben sie vor, uns damit beschützen zu wollen, und ehe man sich’s versieht, sind es wir Juden, die das ganze Problem überhaupt auf den Plan gerufen haben", sagt Oreskes. Jüdische Studierende sehen in der Instrumentalisierung des Antisemitismus eine weitere Gefahr: Je mehr der Antisemitismus Trump als Vorwand dient, desto inhaltsleerer wird der Begriff. Ein Student, der in einem Campus-Café die Tora liest, sagt: "Wenn das so weitergeht, nehmen die Linken den Antisemitismus gar nicht mehr ernst, dabei ist er real."
Aber wie weit kann und wird diese Regierung gehen, um ihr Ziel, die Entmachtung aller Universitäten, zu erreichen? Vorhersagen zu treffen, ergebe kaum noch Sinn, so viel passiere aktuell, sagt Mathias Risse. Er hält es aber für möglich, dass Professoren demnächst vorgeladen würden, um sie kleinzumachen und weiter Angst zu schüren.
"Ist das 1933? Ist es 1936? Ich weiß es nicht. Wir befinden uns in jedem Fall in einer historisch bedeutenden, schlimmen Situation", sagt Naomi Oreskes. Doch sie will optimistisch bleiben. Menschen warteten immer darauf, dass andere den gefährlichen ersten Schritt wagen. Harvard sei nun vorangegangen. Oreskes verschränkt die Arme. Sie sagt: "Ich glaube, wir können diesen Kampf gewinnen. Wir müssen es."
RetroSearch is an open source project built by @garambo | Open a GitHub Issue
Search and Browse the WWW like it's 1997 | Search results from DuckDuckGo
HTML:
3.2
| Encoding:
UTF-8
| Version:
0.7.3