Warum es so schwer ist, eine Oper zu verschenken
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Am Baakenhöft in der Hamburger HafenCity soll die neue Oper gebaut werden. © Tobias Barth/Euroluftbild/akgStellen Sie sich vor, Sie sind Bürgermeister einer deutschen Großstadt. Eines Tages meldet sich der vermutlich reichste Mann Deutschlands bei Ihnen, ein Unternehmer, gut 30 Milliarden Dollar schwer, der zwar in der Schweiz lebt, aber – was für ein Glück – in Ihrer Stadt geboren wurde. Der Mann sagt: "Hallo, finden Sie Ihr Opernhaus nicht auch ein bisschen peinlich? Kommen Sie, ich baue Ihnen ein neues, vielleicht dahinten im Hafen, Geld spielt keine Rolle." Was würden Sie tun?
Klar, dieses Szenario klingt nicht sehr wahrscheinlich; in Hamburg aber ist es gerade eingetreten, es lohnt sich also, die Sache zu Ende zu denken. Ein Opernhaus also, hui! Natürlich dürften Sie es als Bürgermeister nie zugeben, sollte Ihnen die Oper in Ihrer Stadt tatsächlich peinlich sein. Wahrscheinlich haben Sie darüber aber länger nicht nachgedacht, privat hören Sie eher Udo Lindenberg. Auch ist Ihnen nicht restlos klar, was der vermutlich reichste Mann Deutschlands genau damit meint – ob er also das Opernhaus hässlich findet oder mit dem künstlerischen Niveau desselben unzufrieden ist. Gegen Letzteres hülfe ja vielleicht schon der neue Intendant, den Ihr Kultursenator den Berlinern gerade noch vor der Nase wegschnappen konnte.
Als Bürgermeister wissen Sie natürlich, dass für die Strahlkraft eines Opernhauses ein solider Spiel-Etat viel wichtiger ist als die Schönheit der Fassade. Sie wissen aber auch, dass in der bestehenden Oper der Orchestergraben kaputt ist und Ersatzteile für die Bühnenmaschinerie bald nur noch auf dem osteuropäischen Schwarzmarkt zu haben sein werden, weil Ihre Vorgänger als gute Bürgermeister gespart haben, wo es nur ging (nämlich in der Staatsoper). Eine Generalsanierung müssten Sie selbst bezahlen, den Neubau nicht, Ihre Kollegen in Stuttgart und Köln, die gerade Milliarden in Theatersanierungen versenken, verstünden wahrscheinlich die Frage gar nicht. Und will nicht der Berliner Kultursenator ohnehin mehr privates und weniger staatliches Geld im öffentlichen Kulturbetrieb? Kann er mal sehen.
Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 07/2025. Hier können Sie die gesamte Ausgabe lesen. Ausgabe entdeckenSie hätten freilich nichts dagegen gehabt, wenn der vermutlich reichste Mann Deutschlands im Einzugsgebiet der Hamburger Finanzämter wohnen geblieben wäre statt in die Schweiz zu ziehen (der Hamburger Orchestergraben wäre aber trotzdem kaputt). Und ja, dass das Geld für die Oper aus einem Unternehmen stammt, das seine Unterlagen aus der Nazizeit immer noch im Giftschrank und für sich behält – klar, das ist nicht ideal. Andererseits beinhaltet der Opernhaus-Deal sogar die ungeplanten Kostensteigerungen beim Bau, all inclusive – da wären zu viele Fragen nur unhöflich. Und ist der Vertrag erst unterschrieben, müssen Sie die wahren Motive für die Schenkung ja nicht mehr kümmern. Wie sagte Udo Lindenberg: Es wird nicht schiefgehen. Und wenn doch, ist es Schicksal. Sie wären dann eh nicht mehr im Amt.
Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind der vermutlich reichste Mann Deutschlands. 87 Jahre alt, gut 30 Milliarden Dollar schwer. Sie lieben die Oper, Sie lieben Hamburg, aber die Hamburger lieben Sie nicht. Immer, wenn die Stadt ein Wunder brauchte, sind Sie eingesprungen, haben beim Kauf einer Reederei geholfen, einen Fußballverein reanimiert, jahrelang einen Stardirigenten mitbezahlt. Aber die Herzen blieben kalt. Die Leute sagen, jetzt wollten Sie sich ein Denkmal setzen. Au contraire! Nicht einmal Ihren Namen verewigen wollen Sie. Nur endlich geliebt werden, Herrgott, ist das denn zu viel verlangt?
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