Amir S., ein Kind aus Marokko, hält die Hamburger Behörden in Atem. Die Polizei kann ihn nicht stoppen, seine Betreuer können ihm nicht helfen. Auch deshalb nicht, weil er immer wieder spurlos verschwindet.
Artikel aus ZEIT Hamburg Erschienen in ZEIT Hamburg Nr. 41/2024
Der elfjährige Amir S. aus Marokko sorgt in Hamburg für Aufsehen, nachdem er in weniger als einem Jahr 180 Straftaten begangen hat, hauptsächlich Einbrüche. Trotz seiner jungen Jahre wird er als Serientäter bezeichnet und sein Fall wird zum Politikum. Die Jugendhilfe ist überfordert, es fehlen Plätze und Personal. Nach langem Hin und Her wird Amir vorläufig in einem geschlossenen Heim untergebracht, doch er verschwindet erneut. Schließlich taucht er in der Schweiz auf und beantragt Asyl, um einer erneuten Unterbringung zu entgehen.
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Dieses Mal wird Amir S. gefilmt, als er einbrechen will. Es ist Freitagabend, der 19. Juli um 19.35 Uhr, die Sonne bricht durch dicht bewachsene Bäume, sprenkelt Flecken auf das Haus in Hamburg-Alsterdorf. Amir S. streift umher, legt die Hände an die gläserne Terrassentür, späht hinein. Er bemerkt nicht, dass der Eigentümer nach Hause kommt. Peter Hennig, 72, hört Geräusche, schleicht sich an. Er sucht eine Waffe, aber findet nur ein Paddel.
"Was machst du hier?", ruft der Rentner, das Paddel auf Amir S. gerichtet. Noch einmal, lauter: "WAS MACHST DU HIER?" Der Junge reicht ihm kaum bis zur Schulter. Er ist elf Jahre alt, nehmen die Behörden an. Amir hat schwarze Locken, trägt grüne Sandalen, Shorts und ein Trikot des FC Bayern München. Er hebt kurz die Hände, dann rennt Amir los, schneidet um die Hausecke und verschwindet.
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