Wie ein deutscher Dirigent für einen Abend den Westen nach Russland brachte
Artikel aus DIE ZEIT Veröffentlicht am
Erschienen in DIE ZEIT Nr. 43/2022
Wenn ich vor dem alltäglichen Kriegswahnsinn in der russischen Hauptstadt fliehen möchte, gehe ich mitunter in die Bolschaja-Nikitskaja-Straße, in den Großen Saal des Moskauer Tschaikowsky-Konservatoriums. Eskapismus pur, zugegeben. Vor einer Woche war es dort sehr voll, weil ein deutscher Dirigent auftrat. Das ist eine Rarität in diesen Zeiten. Seit Russlands Überfall auf die Ukraine kommen kaum noch internationale Künstler nach Moskau. Jetzt also Bühne frei für: Justus Frantz.
Der 78-jährige Dirigent und Pianist schritt in dunkelblauem Frack samt passenden Turnschuhen zum Pult. Dass er überhaupt hier auftritt, hat auch mit seiner Neigung zu Russland zu tun. Der Gründer des Schleswig-Holstein Musikfestivals ist mit der russischen Violinistin Ksenia Dubrovskaya verheiratet, er spricht Russisch, und er reiste in den vergangenen Jahren immer wieder nach Russland. Die Annexion der Krim nannte er "Wiedergutmachung eines historischen Unrechts". Der ZEIT gegenüber bekannte er 2014, ein "Putin-Versteher" zu sein. Heute ist von dem Verständnis wenig geblieben.
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