In der Staatlichen Ballettschule Berlin sollen Lehrer Schüler psychisch gedemütigt und extrem gedrillt haben. Die Klagen darüber sind nicht neu. Drei Ehemalige erzählen.
Artikel aus DIE ZEIT Veröffentlicht am
Erschienen in DIE ZEIT Nr. 11/2020
Ein ehemaliger Schüler der Berliner Ballettschule berichtet von seinen Erfahrungen an der Schule, die von emotionaler Gewalt, Rassismus und körperlicher Überforderung geprägt waren. Lehrer haben Schüler gemobbt, zu Essstörungen gedrängt und eine harte Disziplin durchgesetzt. Trotzdem blieb der Schüler, der sich heute zu Wort meldet, an der Schule, da er glaubte, er sei dumm und könne anderswo nicht bestehen. Erst später erkannte er, dass es auch andere Wege gibt, um Tänzer stark zu machen. Trotz der Liebe zum Ballett hat er eine verlorene Kindheit erlebt und kämpft bis heute mit den Folgen.
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Meine Mama hat mir die Zeitungsannonce der Berliner Ballettschule gezeigt, da war ich zehn. Da war ein Mädchen zu sehen, das sich so elegant mit den Armen vom Boden hochgedrückt hat aus der Bauchlage. Ich hab sofort gesagt: Cool, da tanze ich vor! Als Kind macht man sich ja nicht so einen Kopf.
Wir hatten dann gleich zu Anfang eine Ballettlehrerin, die hatte so rote Fingernägel, mit denen sie einem in die Beine und den Po gekniffen hat. Nachdem ich ungefähr vier Jahre dort war, haben wir einen männlichen Ballettlehrer gekriegt. Der war sehr streng – was erst einmal dazu geführt hat, dass ich sehr viel besser geworden bin. Aber er hat nicht aufgehört, uns zu beschimpfen: Wir seien dumm, wir seien doch nicht in der Klippschule. Und ich – speziell mein Hintern – sei deformiert. Da war ich 14.
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