Katzen riechen sehr gerne ausgiebig am Allerwertesten ihres Gegenübers. Und unsere Meinung dazu interessiert die Samtpfoten überhaupt nicht. Denn was für uns unzivilisiert ist, gehört für unsere schnurrenden Mitbewohner zum festen Begrüßungsritual.
Das Wichtigste in Kürze:
Wir Menschen begrüßen uns ja normalerweise mit einem kräftigen Händedruck, einer Umarmung oder einem klatschenden "High-Five". Entsprechend befremdlich mutet uns das Begrüßungsritual unserer schnurrenden Mitbewohner untereinander an. Denn anstatt sich höflich "anzumiauen", schnüffeln viele Katzen nach einem flüchtigen Kopfschnüffeln, Streicheln oder Reiben direkt am Hintern des Artgenossen herum.
Was veranlasst unsere Samtpfoten bloß dazu, dieser intimen Region eines Artgenossen solch ausgiebige Aufmerksamkeit zu schenken? Eigentlich eine ganze Reihe von Dingen, die im Bewusstsein der kleinen Vierbeiner auch völlig normal sind. – Und zwar ganz unabhängig davon, was wir Zweibeiner von diesem Verhalten denken. Deine Tierwelt erklärt Dir, was das mit dem erstaunlichen Geruchssinn der kleinen Vierbeiner zu tun hat. Außerdem: Weitere Gründe, warum sich Katzen gegenseitig am Popo schnüffeln. Auch auf die Frage, ob Du Dir wegen dieses rätselhaften Verhaltens Sorgen machen musst, gibt es eine Antwort.
Was der Geruchssinn mit der Schnüffelei zu tun hatBevor wir mögliche Gründe kennen, warum Katzen einander am Hinterteil schnüffeln, müssen wir etwas mehr über den Geruchssinn unserer schnurrenden Freunde kennenlernen. Zwar verfügen Samtpfoten über dieselben grundlegenden Sinne wie wir, doch spielt ihr Geruchssinn eine weitaus bedeutendere Rolle als bei uns Menschen. Die Stupsnase unserer kleinen Mitbewohner sieht nicht nur hübsch und niedlich aus. Sie enthält auch mehr als 200 Millionen Geruchsrezeptoren. Also rund 40-mal mehr als bei uns Menschen. Der Geruchssinn ist daher der bei Weitem wichtigste Sinn in der Katzenwelt.
Zusätzlich besitzen die Samtpfoten das sogenannte "Vomeronasalorgan" (Jacobson-Organ) am Gaumen, das speziell auf die Wahrnehmung von Pheromonen ausgerichtet ist. Diese chemischen Signale, die von Drüsen am Körper der kleinen Minitiger abgegeben werden, dienen der Kommunikation unter Artgenossen.
Vielleicht hast Du schon einmal beobachtet, wie Deine Katze nach dem Schnüffeln an etwas einen merkwürdigen Gesichtsausdruck macht: Das Maul ist leicht geöffnet, und die Lippen sind gekräuselt. Dieser Gesichtsausdruck nennt sich "Flehmen-Reaktion" und ist laut dem Tiermagazin "PetMD" eine "Verhaltensreaktion, auf bestimmte Reize (normalerweise Gerüche), die es dem Tier ermöglicht, auf die durch den Geruch übertragenen Informationen zurückzugreifen." Anhand dieser "Grimasse" können Duftpartikel besser zum Jacobson-Organ transportiert und dort analysiert werden.
Dieser außergewöhnliche Geruchssinn ist übrigens ein Erbe der wilden Katzenverwandtschaft und wird in allen Lebenslagen genutzt. Sei es zum Jagen, zur Vermeidung von Gefahren bis hin zur Kommunikation.
Katzen schnüffeln sich gegenseitig am Hintern. © Foto: unsplash.com/Aleksandra Sapozhnikova (Symbolfoto) Gründe, warum Katzen einander am Hintern schnüffelnEs gibt drei hauptsächliche Gründe, warum Katzen so gerne am Hintern eines Artgenossen schnüffeln:
Katzen nutzen das Schnüffeln zur Identifizierung eines Artgenossen: Katzen haben zwei Analdrüsen (auch Analbeutel genannt). Wenn der Minitiger sein großes Geschäft verrichtet, entleeren sich diese Drüsen und geben eine stinkende Substanz in den Enddarm und auf den Kot ab.
So übelriechend und stechend diese Sekrete auch sind, spielen sie doch in der Reviermarkierung eine wichtige Rolle. Denn Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Inhalt der Analdrüsen von Katze zu Katze verschieden ist. Das bedeutet, dass sich Katzen gegenseitig am Geruch identifizieren können. Indem sie am Hintern eines Artgenossen schnüffeln, können Katzen also feststellen, ob sie sich schon einmal begegnet sind oder ob ein neuer Minitiger "in the House" ist.
Dominanz zeigen: Katzen kommunizieren auf vielfältige Art und Weise miteinander. In manchen Fällen ist es leicht erkennbar, wenn eine Katze ihre Dominanz demonstrieren will. Ihre Körpersprache und ihr Verhalten sind dann unmissverständlich aggressiv.
Doch nicht alle "Dominanzgesten" sind so eindeutig. Die Samtpfoten nutzen auch subtilere Methoden, um ihre Rangordnung festzulegen. Ein typisches Beispiel ist das gegenseitige Beschnüffeln beim ersten Aufeinandertreffen. Die dominante Katze wird dabei zuerst am Hintern der anderen schnüffeln. Anschließend könnte sie durch Knurren oder Fauchen die Interaktion abrupt beenden oder erlauben, dass die unterwürfige Katze ebenfalls am Hintern des dominanten Vierbeiners schnüffeln darf.
Paarungsstatus herausfinden: Pheromone sind die essenziellen chemischen Botenstoffe, die von verschiedenen Drüsen im Körper produziert werden, unter anderem auch von Drüsen im Schwanz- und Analbereich. Katzen verbreiten sie häufig durch das Reiben von Gesicht, Kopf und Hals.
Darüber hinaus nutzen Katzen Pheromone im Urin, um wichtige Informationen zu übermitteln. Sei es zur Markierung ihres Territoriums, sei es zur Anzeige ihres "Sexuellen Status" oder als Ausdruck von Stress und Angst. Durch die Schnüffelei am Hintern des Artgenossen gewinnt die Katze also wertvolle Erkenntnisse über ihr Gegenüber. So nutzt jeder Kater beispielsweise diese Möglichkeit, um zuerst einmal zu erfahren, ob die Auserwählte überhaupt paarungsbereit ist. Das erspart ihm eine scherzhafte Antwort mit der Kralle, wenn die "Holde" nicht in Stimmung ist.
Macht ein Verbot der Schnüffelei Sinn?Es ist sinnlos, Deinen miauenden Freund davon abzuhalten, am Hintern eines Artgenossen zu schnüffeln, solange diese Art der Interaktion zwischen den Vierbeinern harmlos und harmonisch verläuft. Während einer Begegnung kann die Schnüffelei sogar mehrfach vorkommen. Begleitet von freundlichen Gesten wie Kopfreiben, Anstupsen oder gegenseitigem Lecken.
Zeigt eine Samtpfote aber Anzeichen von Angst oder Unwohlsein und versucht, die Schnüffelei zu beenden, während die andere hartnäckig bei der Sache bleibt, solltest Du eingreifen. Eine Ablenkung kann dann helfen, dass sich die verunsicherte oder ängstliche Katze zurückziehen kann.
Fazit: Darum schnüffeln Katzen so gerne am PopoBeim Begrüßen kommen sich Katzen sehr oft sehr nahe. Nach dem ersten Schnüffeln und Reiben am Kopf wenden sie sich meist direkt dem Hinterteil ihres Gegenübers zu, um diesen Bereich genauer zu inspizieren. Dank ihres außergewöhnlichen Geruchssinns können sie die von den Analdrüsen abgesonderten Duftmarken nutzen, um andere Katzen zu identifizieren und um herauszufinden, um sie sich schon einmal begegnet sind.
Außerdem dient das gegenseitige Beschnüffeln im Po-Bereich zur Wahrnehmung von Pheromonen. Diese Duftstoffe vermitteln der Katze wichtige Informationen wie den "sexuellen Status" oder die Paarungsbereitschaft des Artgenossen.
Gleichzeitig kann diese Interaktion auch eine Form der Dominanz sein. Die Katze, die zuerst schnüffelt, demonstriert damit oft ihre übergeordnete Stellung.
Für Katzen gehört das "am Popo Schnüffeln" fest zu ihrer Kommunikation. Und es ist unseren schnurrenden Freunden dabei herzlich egal, ob wir dieses Verhalten für unzivilisiert, ekelig, dreckig, unmoralisch und für sonst was halten. © Deine Tierwelt
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