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Natascha Gorbel im Porträt: Reisemobil-Verkäuferin lebt im eigenen CamperAktualisiert am 20.04.2025, 12:24 Uhr
© Jan Bürgermeister
Natascha Gorbel verkauft Reisemobile? Ja nun, das tun auch andere. Allerdings lebt sie ihr Metier geradezu, denn zu Hause ist sie im eigenen Camper. Mit dem rollt sie zu Händlern in ganz Deutschland.
Schuld ist Oma", meint Natascha verschmitzt, wenn man sie nach den Anfängen der Geschäftsidee fragt, die sie kreuz und quer durch die Republik führt. Zu großen wie kleinen Händlern, bei denen sie als Mitarbeiterin auf Zeit Reisemobile verkauft. Oft ist sie ein paar Tage vor Ort, man kennt sich, auf dem Hof steht dann ihr mobiles Zuhause. Und die Oma? "Ich war donnerstags bei ihr zum Essen eingeladen, stets Punkt 12 Uhr, das war ihr wichtig." Natascha Gorbel-Essl war zu jener Zeit in einem Autohaus tätig, "Termine vereinbaren, Ersatzteile ordern, all so was". Ein Job? Ganz sicher. Eine Erfüllung? Eher nicht, der "Oma-Donnerstag" denn ein Highlight. "Ja, und dann hat sie sich vertan, das Essen war nicht fertig, für sie wohl schlimmer als für mich", schmunzelt Natascha, die derweil einen Blick in die Zeitung warf.
"Dort sah ich die Annonce einer Reisemobilniederlassung, die in der Vermietung und im Verkauf tätig war." Dank guter Kontakte war flugs ein Vorstellungsgespräch vereinbart, eine halbe Stunde später hatte sie den Job. "Mein erster Arbeitstag war der 1. Januar 2014 – am 11. stand ich auf der CMT, mit nichts als einer Schulung durch eine DVD im Rücken. Hat aber trotzdem ganz gut geklappt, sieben Pössl hab ich auf der Messe verkauft." Wobei die Herkunft aus einer Camper-Familie sicher hilfreich war, "ich kenne das gar nicht anders, und deshalb bin ich wohl mit den Jahren in die Szene hineingewachsen".
Umzug in den CamperUnd nun durfte sie über sich hinauswachsen. Sie lernte, bald war sie Leiterin der Niederlassung, fünf Jahre lang. "Leider aber hatte ich immer weniger direkten Kundenkontakt." Auch deshalb nahm Natascha im Herbst 2019 ihren Hut. Doch aus der Szene verabschiedete sie sich nicht, "auf der 2020er CMT hab ich mich umgehört – und hätte direkt ein halbes Dutzend neue Stellen haben können". Sie erkennt, wie begehrt ihr Talent ist, wird wieder Verkäuferin, eigenständig aber, ein Pössl Roadcamp ist nun ein Zuhause, "am Wochenende bin ich aber immer heim", klassisch eben. "Aber bald hab ich gemerkt, dass ich nur noch zum Putzen heimfahre – und hab beschlossen, in den Camper zu ziehen. Obwohl das meiner Familie nicht geschmeckt hat."
Doch Natascha geht ihren Weg, bald mit einem 644er-Bürstner, der Teilintegrierte bot mehr Platz. Dass all dies in coronalen Zeiten geschah, das verdeutlicht, dass Natascha nicht so leicht aufsteckt. Ein gutes Beispiel ist ihre Reise quer durch die USA, die sie 2005 unternahm, alleine wohlgemerkt. "Der Bürstner war cool, trotzdem hab ich ihn bald wieder verkauft, um meinen ersten Affinity anzuschaffen, der hat genau den Platz, den ich brauche." Inzwischen fährt sie den zweiten, leicht modifiziert: "Ich hatte schon bei der Bestellung Sonderwünsche." So ist der Camper mit einer Solaranlage ausgestattet, die Isolierung wurde verdoppelt, für Wärme sorgt eine Diesel-Elektro-Standheizung. "Auch das Bett hab ich geändert, auf der speziell angefertigten Matratze und den Frolielementen schlafe ich einfach besser." Dass es nicht ausziehbar ist, stört nicht, "ich lebe ja in einem Singlehaushalt", meint sie lachend. Um dann wieder ernst zu werden, denn natürlich weiß sie, dass vielen ein Leben so ganz alleine nicht geheuer wäre. "Ich hatte aber noch nie Probleme, auch nicht bei meinen privaten Reisen nach Polen, Albanien oder Rumänien."
Als Verkäuferin in ganz Deutschland unterwegsIm Arbeitsalltag übernachtet sie bei Händlern, die sie im ganzen Bundesgebiet anfährt, um stets für ein paar Tage als Verkäuferin tätig zu werden. "Ende November, nach der letzten Messe in Leipzig, fahre ich dann nach Spanien, ich mag den deutschen Winter nicht so", meint sie schmunzelnd. Zur CMT, ein Pflichttermin, fliegt sie jedoch in die Heimat, "im Frühjahr bin ich dann auch wieder mit dem Camper unterwegs". Mit dem verreist sie natürlich auch im Sommer, "die Wochen vor dem Caravansalon in Düsseldorf sind erholsam und wichtig, letztes Jahr war ich bis Griechenland unterwegs". Alleine im Camper – aber nicht alleine auf der Straße: Soziale Netzwerke sind ein Quell spontaner Reisebekanntschaften. "Und 2023 war ich mit einer Freundin 14 Tage in Frankreich und Italien, war auch schön."
Schön findet sie auch die besondere Arbeitssituation. Abends, nach einem langen Arbeitstag, ist sie manchmal einfach froh, Ruhe zu haben. "Natürlich unternimmt man mal was mit den jeweiligen Kollegen. Aber wenn ich die Tür zumache, bin ich daheim – ganz egal, wo ich stehe." Eine spannende Situation im Wechsel zwischen Distanz und Nähe: Alleine mag Natascha sein. Aber ganz sicher nicht einsam. Drei oder vier Mal im Jahr lässt sie sich zudem in der Heimat blicken, "meine Freunde, meine Familie, die sind mir wirklich wichtig, auch meine Eltern haben ihre Skepsis abgelegt". Und Oma? "Die kocht immer noch richtig lecker!" Welch ein Glück, dass das Essen dort auch mal unpünktlich auf den Tisch kommen darf …
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