Mit Blick auf die schwarz-rote Regierung und das neue Kabinett konnte Linken-Politikerin Heidi Reichinnek bei "Markus Lanz" (ZDF) nur mit dem Kopf schütteln. Ihre Argumentation machte den ZDF-Moderator jedoch regelrecht fassungslos.
Verleger Wolfram Weimer soll laut Friedrich Merz neuer Kulturstaatsminister werden. Ein Plan, der unter anderem von Linken-Politikerin Heidi Reichinnek heftig kritisiert wird. Bei "Markus Lanz" im ZDF zog sie über das neue Kabinett vom Leder, geriet aber ins Schwimmen, als es um die Pläne ihrer eigenen Partei ging.
Die schwarz-rote Regierungsbildung sorgt für viel Aufsehen. Besonders überrascht zeigten sich viele über die Entscheidung, Verleger Wolfram Weimer zum neuen Kulturstaatsminister zu ernennen. Markus Lanz nahm dies zum Anlass, am Dienstagabend über das neue Kabinett zu debattieren. Zeitgleich nahm er die Zukunft der deutschen Automobilindustrie sowie die politischen Pläne der Linkspartei genauer unter die Lupe.
Die GästeNachdem Ines Schwerdtner, die Chefin der Linkspartei, das neue Kabinett von Friedrich Merz als "ein Sammelbecken von Wald- und Wiesenpolitikern und abgehalfterten Managern und Lobbyisten" bezeichnete, wetterte auch Linken-Politikerin Heidi Reichinnek bei "Markus Lanz" heftig gegen das neu ernannte Regierungspersonal. "Wir haben weder gegen Wälder noch gegen Wiesen was, aber wenn man sich das Kabinett anschaut - es ist nun mal so", stellte Reichinnek klar.
Sie erklärte, dass Merz den "Irrglauben" habe, "dass jemand, der ein Unternehmen führen kann, auch Ahnung von Volkswirtschaft hat. Aber BWL und VWL sind zu Recht unterschiedliche Disziplinen." Das knallharte Fazit der Linken-Politikerin? "Man hat schon das Gefühl, man musste irgendwie nehmen, was man so kriegen kann." Eine Aussage, die Markus Lanz stutzen ließ: "Im Ernst jetzt?!" Heidi Reichinnek nickte: "Ja, im Ernst! Ich meine, schauen Sie sich das doch mal an."
Besonders echauffierte sich die Politikerin über Wolfram Weimer, dessen Ernennung zum neuen Kulturstaatsminister sie als "besonders schockierend" bezeichnete. "Was hat der denn mit Kultur zu tun? Mit einer bunten, vielfältigen Kultur?", fragte Reichinnek kritisch. Lanz konterte: "Das ist ein kluger Mann, der kluge Stücke in der FAZ geschrieben hat."
Ein Argument, das die Linken-Politikerin offenbar nicht überzeugen konnte: "Müssen Sie das jetzt sagen, oder?" Eine Frage, die den ZDF-Moderator aus dem Konzept brachte: "Bitte was?" Heidi Reichinnek ruderte prompt zurück: "Ich frag ja nur!" Lanz ließ jedoch nicht locker und wollte wissen: "Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich das sagen muss?" Reichinnek stichelte daraufhin lächelnd: "Nur unter uns. Guckt ja jetzt keiner zu." Lanz reagierte irritiert: "Ja, total unter uns. Das ist doch nicht Ihr Ernst jetzt hier! (...) Ich muss hier überhaupt gar nichts sagen, ich bitte Sie!"
Statt darauf einzugehen, fokussierte sich Heidi Reichinnek weiter auf die Personalie Weimer und sagte: "Man kann doch nicht wirklich sagen, dass das eine gute Wahl für diesen Bereich ist. (...) Das zeigt (...) schon so ein bisschen, dass sich der Friedrich Merz an Herrn Trump da ein Vorbild genommen hat und sich den rechten Kulturkampf direkt ins Kabinett holt." Markus Lanz war baff: "Kulturkampf?!" Journalistin Melanie Amann stellte sich jedoch hinter die Linken-Politikerin und sagte ehrlich: "Ich fand Herrn Weimer auch eine seltsame Wahl."
Als Lanz in Richtung Ex-VW-Chef Herbert Diess die Worte "Helfen Sie mir" rief, forderte der Manager: "Gebt den Leuten doch mal eine Chance drei Monate lang und dann reden wir darüber." Eine Forderung, die Melanie Amann jedoch inakzeptabel fand: "Wir müssen doch jetzt hier das Personal bewerten. Ich meine, dann können wir die Sendung auch beenden an dieser Stelle, wenn wir jetzt alles toll finden müssen, was die Regierung uns serviert!"
Die Offenbarung des AbendsMit Blick auf die deutsche Wirtschaft wollte Markus Lanz wissen: "Wie groß ist die Chance heute, für deutsche Autohersteller in China noch erfolgreich zu sein?" Eine Frage, auf die Ex-VW-Chef Herbert Diess überraschend hoffnungsvoll reagierte und sagte, dass VW den Plan habe, "aus China für China zu entwickeln - sich praktisch vollkommen abzukoppeln von Wolfsburg". Dies bedeute laut Diess, dass "die Entwicklung für die Autos nicht mehr in Wolfsburg stattfindet, sondern in China vor Ort". Der Manager ergänzte, dass er es "für absolut richtig" halte, "weil man natürlich in diesem Ökosystem, das sich so schnell entwickelt" vor Ort sein müsse, da dort "ein Großteil der Innovationen weltweit stattfindet".
Laut Diess sei die Zeit, in der China den Wohlstand in Deutschland vorangetrieben habe, endgültig "vorbei". "Das wird auch wahrscheinlich nicht mehr kommen, weil die chinesischen Hersteller in einem fast maßlosen Wettbewerb aufeinander zugehen". Der Ex-VW-Chef ergänzte, dass er deshalb "auch eine Chance jetzt (...) wieder für die Deutschen" sehe, die in der Elektromobilität durchaus "wettbewerbsfähig" mit den Chinesen seien, "auch preislich".
Dennoch stellte Markus Lanz die wichtige Frage: "Wenn VW in China für China arbeitet, dann entstehen dort sehr viele chinesische Arbeitsplätze und kein einziger in Wolfsburg oder in Deutschland." Herbert Diess nickte zwar, erklärte aber: "Die Situation war ja schon heute nicht so, dass wir in Deutschland viele Autos für China bauen. Die Exportautos sind überschaubar." Er fügte hinzu, dass es China in der Elektromobilität einfach im Gegensatz zu Deutschland geschafft habe, "einen riesigen Heimatmarkt zu schaffen".
"Wir hätten Deutschland zu einem Heimatmarkt machen können. (...) Das haben wir nicht geschafft (...) und jetzt muss man sich dieser Situation stellen. Wenn man Zukunft haben will, muss man dort aktiv sein", so Diess ehrlich. Eine Ansicht, die Heidi Reichinnek nicht ganz teilen konnte. Laut der Linken-Politikerin gehe es jetzt um die Frage: "Wie schaffen wir es, dass die deutsche Autoindustrie jetzt wieder in den Aufschwung kommt?" Reichinnek forderte daher von der neuen Bundesregierung eine "Verlässlichkeit für die Automobilindustrie und nicht den ganzen Wischiwaschi-Technologieoffenheits-Kram, der da schon wieder drinsteht". Herbert Diess hielt dagegen: "Der Koalitionsvertrag ist sehr klar: Wir fördern Elektromobilität. Elektromobilität hat Priorität."
Der ErkenntnisgewinnBei "Markus Lanz" ließ Heidi Reichinnek keine Gelegenheit aus, gegen die neue Regierung zu wettern. Sie sagte unter anderem wütend: "Für mich ist das schon ein Koalitionsvertrag der sozialen Kälte, weil eben nicht dafür gesorgt wird, dass es einen armutsfesten Mindestlohn gibt." Dies brachte Markus Lanz auf die politischen Pläne der Linkspartei zu sprechen, die sich jüngst für einen "bundesweiten Mietendeckel" und "harte Obergrenzen für Mieterhöhungen" starkmachte.
Als Lanz jedoch genauer nachhakte und wissen wollte, wie viele vermietete Wohnungen es in Deutschland gibt, geriet Reichinnek ins Schlingern. Sie stammelte, sie habe die Zahl "gerade nicht parat", aber "die Hälfte der Wohnungen" seien Mietwohnungen. Lanz konterte: "Sie reden sehr viel über Mieten und Mietendeckel, aber Sie wissen nicht, wie viele Mietwohnungen es in Deutschland gibt?" Die Politikerin wehrte sich genervt: "Ich weiß es gerade nicht, (...) weil ich nicht jede Zahl parat habe und weil ich heute unter Migräne leide und es mir sehr leidtut, wenn ich jetzt diese Schulabfrage nicht beantworten kann." Eine Aussage, die Lanz irritierte: "Das ist ja keine Schulabfrage. Das ist ja wichtig, wenn Sie über Familien- und Sozialpolitik sprechen."
© 1&1 Mail & Media/teleschau
Teaserbild: © ZDF/Markus Hertrich
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