Senioren am Steuer
Zu alt zum Autofahren? Die Unfallzahlen sprechen eine klare SpracheAktualisiert am 29.04.2025, 16:20 Uhr
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Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Seniorinnen und Senioren am Steuer steigt - obwohl Autofahren insgesamt sicherer wird. Ein Blick auf Ursachen, Zahlen und mögliche Lösungen.
Immer mehr ältere Menschen am Steuer sind nach Auswertung der Versicherer in schwere Unfälle auf Straßen in Deutschland verwickelt. 2023 sind demnach 21.500 Autofahrer und -fahrerinnen im Alter von 75 Jahren und älter an Verkehrsunfällen mit Toten und Verletzten beteiligt gewesen. Das sei im Vergleich zu 2013 ein Anstieg um 26 Prozent, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mit. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Die Unfallforschung des Verbands sprach von einer Entwicklung gegen den allgemeinen Trend: Von 2013 bis 2023 sei die Zahl an schweren Unfällen beteiligter Autofahrer insgesamt um zwölf Prozent auf rund 303.800 zurückgegangen. Im vergangenen Jahr hatte es laut Statistischem Bundesamt mit 2.780 Verkehrstoten den drittniedrigsten Wert seit Beginn der Erfassung im Jahr 1953 gegeben. Autofahren ist seither immer sicherer geworden.
Etwa 5,9 Millionen Menschen über 75 Jahren fahren AutoStatistisch gesehen sind ältere Menschen vergleichsweise selten in Verkehrsunfälle mit Personenschaden verwickelt. Zahlenmäßig sitzt die Gruppe der Berufstätigen viel häufiger am Steuer von Fahrzeugen. Aber: "Auf Deutschlands Straßen sind Ältere immer mehr unterwegs", sagte die Leiterin der Unfallforschung, Kirstin Zeidler, laut Mitteilung des Verbands.
Das lässt sich zum Beispiel an der Zahl Älterer mit einer Fahrerlaubnis ablesen. "Gab es 2015 noch knapp 2,5 Millionen Führerschein-Besitzer in der Generation 75plus, waren es 2024 mit fast 5,9 Millionen mehr als doppelt so viele", erläuterte Zeidler. Besonders gewachsen sei in dem Zeitraum die Gruppe der Frauen mit einem Führerschein – von 700.000 auf 1,9 Millionen.
Wer auf dem Land lebt, ist mitunter aufs eigene Auto angewiesen, weil der Bus zu selten fährt. Mobil zu sein, ist zudem selbstverständlicher geworden. Zugleich wird die deutsche Bevölkerung immer älter.
Senioren missachten häufiger Vorfahrt anderer FahrzeugeEntsprechend steigt auch das Risiko, dass ältere Menschen in Unfälle verwickelt sind. Laut Auswertung der Versicherer verursachten 2023 drei von vier Beteiligten ab 75 Jahren den Unfall selbst (77 Prozent). In 16.468 Fällen seien sie Hauptverursacher gewesen, ein Plus von 28 Prozent gegenüber 2013.
Das Statistische Bundesamt hatte zuletzt zu diesem Thema Daten für 2023 ausgewertet. Demnach wurde Fahrerinnen und -Fahrern von Autos im Seniorenalter zum Beispiel anteilig häufiger als den unter 65-Jährigen vorgeworfen, die Vorfahrt anderer Fahrzeuge missachtet zu haben.
Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit sinkenDen Versicherern zufolge steigt ab 75 Jahren das Unfallrisiko deutlich, weil Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit nach und nach nachließen. Das zeige sich in komplexen Situationen an Kreuzungen mit vielen Fußgängern, Autos und Radfahrern oder auf ungewohnten Strecken.
Lesen Sie auchImmer wieder wird darüber diskutiert, ob sich Menschen ab einem bestimmten Alter untersuchen lassen sollten, ob sie noch fahrtüchtig sind. Zuletzt hatte sich das EU-Parlament gegen verpflichtende medizinische Gesundheitschecks ausgesprochen. Auch der Vorschlag, dass Führerscheine von Menschen über 70 alle fünf Jahre erneuert werden sollten, wird vorerst nicht umgesetzt.
Sind Auffrischungskurse sinnvoll?Es bleibt also weiter bei der Freiwilligkeit. So bieten zum Beispiel Fahrschulen Auffrischungskurse an. Geworben wird zudem für sogenannte Rückmeldefahrten, bei denen Senioren bei einer Fahrt von einem Fachmann begleitet werden, der dann Feedback zur Fahrweise gibt.
Auffrischungskurse sind nicht verpflichtend, aber Experten werben dafür. (Archivbild) © dpa / picture alliance / dpa"Fahrende erhalten nach einer 45-minütigen Fahrt im eigenen Auto eine vertrauliche Rückmeldung von Experten und können ihr Fahren anpassen, etwa unbekannte Strecken oder Stoßzeiten meiden", warb auch die Unfallforscherin Zeidler dafür. Entscheidend sei, dass das Ergebnis keine Folgen für den Führerschein habe. Das steigere die Akzeptanz. (dpa/bearbeitet von ali)
Teaserbild: © Getty Images/Rike_
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